Den ersten Tag unserer mehrtägigen “O” Wanderung – eine Runde mit Sack und Pack um die Torres gingen wir ganz entspannt an. Erstmal schliefen wir aus und frühstückten gemütlich bei Sonnenschein mit Bergblick. Wir bekamen sogar Besuch von einem neugierigen Fuchs, der wohl wusste, dass da wo Menschen sind auch Nahrung ist. Er huschte direkt an uns vorbei. Nach dem Frühstück hieß es packen. Die nächsten 5 Nächte wollten wir im Zelt verbringen und uns selber versorgen. Wir türmten alles, was wir mitnehmen wollten, auf und gingen nochmals unseren Speiseplan durch. Müsli, Spaghetti, Tortellini, Thunfisch, Eier, Kartoffelbrei, ein Marzipanbrot, Zwieback, Kekse, Milchpulver, Kaffee, Tee und und und landete auf dem Stapel. Wir verstauten alles in unseren Rucksäcken und waren gegen 12 Uhr startklar. Nun hatten wir noch etwas Zeit und snackten noch ein paar Reste vom Vortag. Nach dem Mittagessen sattelten wir auf und machten uns auf die erste Etappe der Umrundung der Torres de Paine. Das Ziel der Campingplatz Serón war 13 km und 250 Höhenmeter entfernt. Besonders Markus, der das Zelt und den Löwenanteil unserer Lebensmittel im Rucksack hatte, musste schwer tragen. Trotz der Last auf dem Rücken genossen wir die erste Etappe, die uns leicht bergauf über saftige Wiesen führte. Auf einer Koppel fanden wir ein Hufeisen, na also dieser Ausflug versprach einmalig zu werden.
Wir erreichten nach etwas mehr als drei Stunden unser Ziel, checkten ein und schlugen unser Zelt auf. Der Campingplatz war besser ausgestattet als gedacht und wir konnten warm duschen. Es gab ein großes Zelt, in dem windgeschützt gekocht werden konnte und ein kleines Restaurant, in dem Getränke und Snacks angeboten wurden. Da das Wetter immer noch sehr gut war, kochten wir direkt am Zelt. Wir kämpften etwas mit dem kleinen Topf und den vielen Spaghetti, die in mehreren Chargen zubereitet wurden, dazu eine Käsesauce und fertig waren unsere Schlammnudeln.
In der Nacht zog eine Regenfront auf, die sich auch hartnäckig bis mittags hielt. Im leichten Nieselregen mit eiskalten Fingern bauten wir unser Zelt ab. Wir streiften unsere Regencapes über und wanderten uns warm. An diesem zweiten Wandertag lagen 18 km und 330 Höhenmeter vor uns. Anfangs war es windig und grau. Neben uns waren etwa 40 andere Wanderer auf dem Weg. Wir trafen Adrian aus Polen, der sich am Wegesrand einem Kaffee kochte. Der Regen hatte aufgehört, da konnte man sich sich schon mal eine Pause gönnen. Für uns ging es weiter und mit jedem Kilometer wurde der Himmel blauer. Als wir unser Ziel, den Campingplatz Dickson erreichten, hatten wir einen klaren Blick über die umliegenden Berge. Wir packten aus und ließen das Zelt in der Sonne trocknen. Der Campingplatz ist wunderschön gelegen, auch hier gibt es warme Duschen, einen kleinen Shop und ein Holzhaus, in dem windgeschützt Essen zubereitet werden darf. Wir unterhielten uns mit den anderen Wanderern, die aus allen Teilen der Welt angereist waren: Kanada, Spanien, Belgien, England, USA, Frankreich und natürlich einige Deutsche und Schweizer.
Am Morgen erwachten wir bei Sonnenschein mit einem super Bergblick, wir trällerten ein Geburtstagsständchen für meine Schwester Kristin, welches sie erst Tage später erreichen würde, denn Empfang hatte man hier nicht. An diesem Tag hatten wir eine recht kurze Etappe vor uns. Wir wanderten durch einen märchenhaften Wald, überquerten zahlreiche Flüsse und passierten einen Gletscher. Unweit des ewigen Eises lag auch schon der nächste Zeltplatz Los Perros, hier campten wir im Wald. Dies sollte unsere kälteste und kürzeste Nacht werden. Ein schönes Holzhaus bildete den Mittelpunkt des Platzes, hier wurde gekocht und gequatscht. Es gab auch Duschen, allerdings mit kaltem Wasser- wir verzichteten an diesem Tag aufs Duschen. Schon bald nach dem Abendessen kuschelten wir uns ins Zelt. Am nächsten Tag wollten wir um 7 Uhr aufbrechen, es lag die Passüberquerung und damit die anspruchsvollste Wanderung der Runde vor uns. Trotz Kälte und etwas Regen schliefen wir gut.
Am Morgen war das Zelt fix abgebaut, wir frühstückten und überpünktlich standen wir um 6:50 startklar bereit. Bei leichtem Regen und um die 5 Grad marschierten wir durch den matschigen Wald, weiter aufwärts auf einem Geröllfeld, bis wir schließlich durch den Schnee stapften. Unsere Rucksäcke waren zwar schon leichter als am ersten Tag, aber gerade bei den Metern nach oben merkten wir die zusätzliche Last, prima so wurde uns wenigstens nicht kalt.
Nach etwa 3,5 h erreichten wir den höchsten Punkt des Tages und blickten zum ersten Mal auf die eisige Zunge des Grey Gletschers. Es war regnerisch und der schwache Wind eisig, im Grunde hatten wir Glück mit dem Wetter, da starker Wind hier oben oft die größte Herausforderung ist. Wir machten ein paar Fotos und weiter ging die Wanderung. Jetzt lagen 1200 m abwärts auf einer Strecke von 9 km vor uns. Einige Abschnitte waren so steil, dass es recht mühsam war, hinab zu steigen. Nach mehr als 2 h erreichten wir den kleinen Campingplatz „Paso“, an dem wir eine Rast einlegten. Die Temperaturen lagen weiterhin im einstelligen Bereich und eine Art Carport bot uns Schutz. Gemeinsam mit den anderen Wanderern freuten wir uns, die erste Etappe geschafft zu haben. Wir tranken einen warmen Tee und machten uns bald wieder auf den Weg.
Die nächsten sieben Kilometer führten uns am Ufer des Lakes Grey entlang. Die Aussicht war einmalig. Ab und zu kämpfte sich sogar die Sonne durch und in Kombination mit dem auf und ab des Weges wurde uns nochmals richtig warm. Wir staunten immer wieder über das Wunder, welches uns die Natur hier bot. Nach insgesamt 9 h erreichten wir den vierten Campingplatz unserer Reise am Fuße des Gletschers Grey. An diesem Punkt der Wanderung treffen die „O“ Wanderer zum ersten Mal auf die „W“ Wanderer und einige Tagestouristen. Es war also Schluss mit der Gemütlichkeit und es mischten sich viele fremde Gesichter in unsere vertraute Gemeinschaft. Dennoch schafften wir es, uns beim Abendessen über die Erlebnisse des Tages auszutauschen. Besonders wird uns Adrian, den wir bereits ins Herz geschlossen haben, in Erinnerung bleiben. In der Hektik am frühen Morgen vor der Passüberquerung hat er vergessen, sein Zelt hinten an den Rucksack zu schnallen und stand nun ohne Zelt aber mit einem Lächeln im Gesicht da. Zum Glück konnte man vor Ort Zelte mieten, die zudem noch recht schick und besonders wetterfest sind. Am nächsten Morgen machten wir noch einen Abstecher zum Ufer des Sees und bestaunten die Eisberge aus der Nähe. Zurück am Quartier, tranken wir einen Kaffee und machten uns dann auf den Weg zum größten Campingplatz unserer Runde, dem Paine Grande.
Die Etappe an unserem fünften Wandertag war knackig und kurz. Wir entfernten uns immer weiter vom Gletscher Grey und hatten nochmals die Möglichkeit unseren Blick über die Eiswüste wandern zu lassen. Es war windig und eine dicke Regenwolke schien uns zu verfolgen. Wir erreichten trockenen Fußes unser Ziel und schlugen in Windeseile unser Zelt auf. Noch schnell alle Sachen verstaut und dann fing es auch schon an zu regnen. An diesem Platz standen bestimmt 200 Zelte und es waren sehr sehr viele Touristen unterwegs. Diejenigen die nicht so weit wandern wollen, können diesen Platz auch ganz bequem mit dem Katamaran ansteuern. Wir verbrachten den Nachmittag mit Adrian, Gaby und Aaron, gönnten uns einen Wein und genossen durch die großen Fenster die schöne Aussicht auf den See und die Berge. Hier konnte man, wenn die Wolken es zuließen, die drei Türme des Torres quasi von hinten sehen.
Leider wurde das Wetter nicht besser und die Nacht versprach windig zu werden. Die Wände unseres Zeltes wackelten heftig, hielten aber tapfer stand. Am Morgen passten wir einen trockenen Moment ab und packten flott das Zelt ein. Wir trafen unsere Mitstreiter beim Frühstück und verabschiedeten uns. Markus und ich hatten für den nächsten Zeltplatz keine Reservierung und durften somit an diesem regnerischen Tag zwei Etappen gehen. Nach dem Frühstück warteten wir noch eine halbe Stunde, da das Wetter sich nicht verbesserte, bissen wir die Zähne zusammen und los ging es.
Der Wind pfiff uns abwechselnd von der Seite oder von hinten den Regen um die Ohren. Es dauerte nicht lange und wir waren bei etwa 5 Grad völlig nass. Wir hatten keine Wahl und bissen die Zähne zusammen und liefen so schnell uns unsere Fuße trugen Kilometer um Kilometer. Nach drei Stunden zeigte sich zum ersten Mal schemenhaft die Sonne und der Regen ließ etwas nach.
Wir erreichten den Campingplatz Cuernos, für den wir keine Reservierung hatten. Bei einer Pause in der warmen Campingküche stärkten wir uns mit warmem Tee und verschlangen unsere letzten Lebensmittel. Da wir nass waren und in Bewegung bleiben wollten, packten wir schnell wieder unsere Sachen zusammen und begaben uns auf die letzte Etappe. Noch 12 km bis zum Parkplatz, an dem Jeffrey auf uns wartete. An einem türkisblauen See ging es auf und ab. Es nieselte nun nur noch und wir schöpften Hoffnung, etwas zu trocknen. Tatsächlich stoppte der Regen zwischendurch mal für eine Stunde und unsere Klamotten trockneten an. Die Landschaft war wunderschön und zwischendurch erhaschten wir immer mal wieder einen Blick auf die wolkenverhangenen Berge. Gegen 16 Uhr erreichten wir unser Ziel – Yehaaaaa! Wir pellten uns aus den nassen Klamotten, nutzten die heisse Dusche des Campingplatzes und legten uns ins gemütliche Bett von Jeffrey. Unser Kühlschrank spendierte uns ein Bierchen. Unglaublich gemütlich! Für unsere Freunde der Wanderung stand nun noch das Finale auf dem Programm, der Aufstieg zu den Torres, diese schöne Wanderung hatten wir ja schon am ersten Tag gemacht.
Wir zwei verließen noch am diesem Abend unseren Parkplatz, um an einer anderen schönen Stelle im Nationalpark zu übernachten. Hier in Pudeto fährt die Fähre ab zum Gray Gletscher. Wir kuschelten uns ins Bett und schliefen erschöpft ein.
Schreibe den ersten Kommentar