Pucón – der Vulkan ruft!

Nach unserer Nacht auf einem Rastplatz der Panamericana setzten wir früh morgens unsere Reise fort. Besonders gut geschlafen hatten wir nicht und unser Frühstück wollten wir an einem schöneren Ort genießen. Nach einer Stunde erreichten wir einen Wasserfall und suchten einen schönen Picknickplatz, alle Frühstücksutensilien mit samt Gaskocher schleppten wir mit. Wir fanden nach unzähligen Treppenstufen ein nettes Plätzchen mit einer Bank und einem grandiosen Blick auf den hufeisenförmigen Wasserfall. Nach dem ersten Windzug, der eine ordentliche Menge Wassertropfen im unsere Richtung beförderte, flüchteten wir allerdings mit Sack und Pack an eine etwas geschütztere Stelle.

Nach dem Frühstück ging es weiter in Richtung Pucón. Schon eine Stunde vor unserer Ankunft sahen wir die schneebedeckte Spitze des Vulkans Villarica in der Ferne im Sonnenlicht schimmern. Wir verabschiedeten uns von dem Plan auf den Vulkan zu steigen, das schien uns bei den Schneemengen unmöglich. 

Unser erster Gang in Pucón führte uns in die Touristeninformation, wo uns bestätigt wurde, dass jetzt am Anfang der Saison quasi alles noch geschlossen ist. Uns wurden zwei unspektakuläre Wanderungen vorgeschlagen. Ausgestattet mit einer Wanderkarte standen wir also wieder vor der Tür der Info. Dieses Pucón erinnerte uns an ein österreichisches Skigebiet, viele Cafés und Restaurants und jede Menge Touristen. 

In der Straße gab es außerdem einige Reiseveranstalter, die mit Touren auf den Vulkan warben, täglich! Wir besuchten als nächstes die Agentur, die in Kerstins Reiseführer (Danke!) wärmstens empfohlen wurde. Geleitet wird diese von einem Schweizer. Etwa eine Stunde später schauten wir von der Straße mit einem mulmigen Gefühl auf den schneebedeckten Gipfel des Vulkans, hatten unser Budget deutlich überzogen, Schneeanzüge und Steigeisen geeignete Schuhe anprobiert und die Reservierung der Vulkanbesteigung in zwei Tagen in der Tasche. 

Den Abend verbrachten wir am Ufer des Sees, wir picknickten und schauten der untergehenden Sonne zu. Am nächsten Morgen fuhren wir 15 km aus der Stadt raus zum Ausgangspunkt einer der gemütlicheren Wanderungen – hier konnten wir erstmal in Ruhe frühstücken. Besuch bekamen wir von einer kleinen Katze, die erst aufhörte jämmerlich zu miauen, als sie etwas Milch abbekommen hat. Sie leistete uns die nächste Stunde Gesellschaft und war sehr interessiert an allem, was wir taten. 

Gestärkt starteten wir unsere Wanderung etwas mehr als 900 Meter aufwärts durch den Wald. Vorbei an einem See bis hin zu den seltenen und äußerst stacheligen, riesigen Araukanienbäumen. Da oben lag dann auch bald überall Schnee und der Weg weiter aufwärts war noch nicht gut zu begehen. Wir entschieden an diesem Tag unsere Kräfte zu schonen und traten den Rückweg an. Nach etwa 5 h standen wir wieder am Auto. Da uns der Platz gut gefiel, picknickten wir nochmals am Auto und wieder mit Gesellschaft. Nach einer Weile gesellte sich die kleine Katze und ein Huhn zu uns. 

Die Nacht verbrachten wir erneut in der City am Ufer des Sees. Leider zogen ein paar Wolken auf und der Sonnenuntergang war eher unspektakulär, so konnten wir mit gutem Gewissen früh im Bauch von Jeffrey verschwinden und die Regentropfen auf das Dach prasseln hören.

Bereits um 5:45 Uhr klingelte am Morgen der Wecker und als wir aus dem Auto kletterten hing auf der Spitze des Vulkans eine Wolke. Auf zum Startpunkt, noch schnell die Rucksäcke gepackt und los ging die Fahrt. Wir waren insgesamt zu acht und wurden von drei Guides begleitet. Es lagen 1600 Höhenmeter vor uns, 400 davon fuhren wir mit einem Sessellift. Reingesetzt und los ging es, der Sessel hatte keine Sicherung und Markus hatte die ganze Fahrt Angst rauszufallen. Als wenn wir nicht so oder so schon genug Adrenalin im Blut hatten. Als wir aus dem Lift ausstiegen, standen wir auch schon mitten im Schnee. Mittlerweile war die Sonne aufgegangen, kaum Wind und alle Wolken hatten sich verzogen – ideale Bedingungen! Steigeisen umgeschnallt, etwas laufen geübt und los ging es. Die nächsten vier Stunden im Gänsemarsch hinter einem der Guides her nach oben. Die anderen zwei Guides gaben uns Tipps und korrigierten unsere Schritte. Wir schlängelten uns quasi den Berg rauf und es war wirklich sehr sehr steil. Mit jedem Schritt rammten wir unsere Steigeisen in den gefrorenen Schnee, Schritt für Schritt. Die Aussicht von hier oben war fantastisch – einmal bin ich vor lauter Staunen über meine eigenen Füße gestolpert, hab mich aber schnell wieder aufgerappelt. Etwa 25 min vor der Spitze lagerten wir unsere Rucksäcke und hängten uns Gasmasken um, jetzt wurde es noch steiler. In einer Hand hatten wir einen Eispickel in der anderen einen Wanderstock. Wir konzentrieren uns auf unsere Füße und es wurde ganz still in der Gruppe. 

Es ging erstaunlich schnell – plötzlich standen wir mit den Masken, die uns vor dem Schwefel schützten, am Krater. Der Wind hier oben war stark und kalt. Im Vulkan qualmte es heftig, Lava sahen wir leider nicht. Ein paar Fotos, ein schnelles Video noch etwas Staunen und schon ging es wieder abwärts.

Rauf war ja schon steil, aber wie soll man hier nur wieder heile runter kommen?! Wir schaffen es mit Mühe bis zu den Rucksäcken. An dieser Stelle zogen wir unsere Schneehose an spannten uns noch ein Leder unter den Po und ab ging die Post. Auf dem Hosenboden rutschten wir den Hang runter, der Eispickel durfte bei Bedarf als Bremse in den Schnee gerammt werden. Markus hatte großen Spaß, ich hatte große Angst. Nach der Hälfte der Rutschpartie wurde es auch für mich spaßiger. Wir landeten beide mit einem großen Grinsen im Gesicht am Fuße des Vulkans, viel besser als laufen. 

Unser Bus stand auch schon bereit und brachte uns zurück nach Pucón. Begrüßt wurden wir von der Praktikantin Flori aus der Schweiz, die wir schon vom Einkleiden kannten und einem kühlen Bier. Da ließen wir uns trotz unserer Alkohol Pause zu einem kleinen Schluck hinreißen. Auf den Vulkan, auf uns! 

Weiter ging unsere Reise, in der nächsten Stadt wollten wir etwas die nächsten Wochen planen und uns um zwei neue Reifen für Jeffrey kümmern. An diesem Abend war der geplante nächste Stopp das Service Center einer Tankstelle auf der Panamerikana, wo man für wenige Euro duschen und das Wlan nutzen kann. Auf dem Weg passierten wir eine Werkstatt mit Autoreifen und hielten spontan. Prima, schon 40 Minuten später fuhren wir mit zwei neuen Schlappen für Jeffrey und damit gerüstet für Patagonien weiter.

Niko Verfasst von:

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