Schnee und Bananenpalmen

Wir hatten die Wanderung auf dem El Choro Trek so gelegt, dass wir am 20. Oktober unterwegs sind. An diesem Tag wurde in Bolivien ein neuer Präsident gewählt und im ganzen Land durften bis 18 Uhr keine Fahrzeuge fahren. Wandern ist also die beste Fortbewegung! Schon in den letzten Tagen ist uns aufgefallen, dass die Anhänger des Amtsinhabers Morales jeden Felsen und jede Wand in den Farben blau, schwarz, weiß und mit Parolen des Präsidenten bepinselt hatten. Andere Länder, andere Sitten…

Unser Wecker klingelte früh, da wir am ersten Tag einige Kilometer zurücklegen mußten. Als wir die Autotür öffneten, staunten wir nicht schlecht. Draußen war es weiß und es schneite heftig. Wir hatten ja am Startpunkt auf fast 4.700 Metern Höhe übernachtet. Die Sicht betrug kaum 10 Meter, an eine Wanderung war bei diesen Wetterverhältnissen nicht zu denken. Außerdem ging es uns beiden nicht gut, wir hatten schon in der Nacht Anzeichen einer Höhenkrankheit mit Kopfweh. Also entschieden wir uns, direkt mit dem Auto nach Coroico zu fahren und dort die nächsen zwei Nächte zu bleiben.

Wir fuhren zunächst im Nebel und Schneetreiben immer weiter runter. Der Schnee ging rasch in starken Regen über und das Thermometer im Auto zeigte Plusgrade an. Wir fuhren eine Ewigkeit steil den Berg hinunter bis das Wetter endlich besser wurde. Die karge Gebirgslandschaft wich saftig grüner Vegetation und kurz vor Coroico wuchsen die ersten Bananenpalmen. Total verrückt, vor 2 Stunden noch im Schnee und jetzt in den Tropen. Coroico liegt sehr schön hoch über einem Tal. Als erstes fuhren wir zu unserer Unterkunft und konnten zum Glück problemlos einen Tag eher als geplant einchecken. Wie der Zufall es so will, gehörte die Unterkunft einer Bolivianerin aus La Paz und einem deutschsprachigen Schweizer. Die zwei haben hier schon vor 15 Jahren ihren Lebenstraum verwirklicht. Der Schweitzer berichtete uns ein paar Details zu der bevorstehenden Wahl und der politischen Situation im Land, welche sehr gespalten ist. Der Westteil Boliviens hält zum Amtsinhaber Morales, der seine Macht nicht so recht abgeben möchte. In Ostbolivien sympatisieren die Menschen eher mit dem Gegenkandidat Mesa. Am Nachmittag erkundeten wir noch etwas den Ort, aber leider fing es wieder an zu regnen und wir gingen zurück zur Unterkunft und genossen es mal nix zu tun.

Am nächsten Tag, dem Wahltag ohne Verkehr, erklommen wir den Hausberg der Stadt. Der Gipfel liegt mehr als 800 Meter höher als der Stadtplatz auf 2.500 Metern. Der Weg hinauf war beschwerlich, auch da es tropisch schwül war. Das Wetter war ziemlich gut und heute wurden wir vom Regen verschont, ein Glück! Nach der Wanderung schauten wir uns diesmal mit Sonnenschein noch etwas im Ort um.

Auf dem Rückweg aus Coroico wider aufwährts kamen wir an dem vor zwei Tagen zugesschneiten Bergpass vorbei. Heute war das Wetter komplett anders und es offenbarte sich eine grandiose Berglandschaft. Auf dem Weg hoch zum Pass kamen uns zu hunderten Mountainbiker entgegen, denn die 3.500 Höhenmeter zwischen La Paz und Coroico sind auch als Death Road bekannt, da auf der alten Straße jedes Jahr dutzende von Autos im Abgrund verschwanden. Heute ist die alte Piste den Mountainbikern vorbehalten und eine der beliebtesten Ausflüge aus La Paz. Oben auf dem Pass stiegen wir aus dem Auto und spazierten diesmal ohne Schnee und bei Sonnenschein etwas umher, bevor unsere Reise weiterging.

Markus Verfasst von:

2 Kommentare

  1. Tobias Leichsenring
    26. Oktober 2019
    Antworten

    Insbesondere seit ihr in Peru seid, lese ich gerne mit, da ich in der Ecke (Peru, Bolivien, Chile…) vor Jahren auch länger unterwegs war. Sehr geil, eure Reise!

    Schade, dass ihr den Choro nicht gehen konntet. Ich bin ihn 2001 gegangen und es war sau gut. Insbesondere der Wechsel der Vegetation bis hin nach Coroico – aber das habt ihr ja bei der Fahrt auch erlebt:)

    Weiter machen und viel Spaß!

    Schönen Gruß aus Hannover
    Tobi

    • Markus
      27. Oktober 2019
      Antworten

      Hi Tobi,

      vielen Dank! Wir freuen uns, dass du unserer Reise folgst. Bolivien ist wirklich der Hammer und unter unseren Top-Favoriten dieser Reise. Als nächstes geht es dann über Uyuni Richtung Chile. Vielleicht erkennst du dann ja auch den einen oder anderen Ort wieder.

      Liebe Grüße aus Sucre
      Markus & Nikola

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