Wir verbrachten unsere zweite Nacht in Bolivien in unserem gemütlichen Auto, oder wie meine Mama sagt in unserem Schneckenhaus, etwa 50 Kilometer vor den Toren der Stadt La Paz. Jeffrey stand quasi mitten auf dem Marktplatz einer Kleinstadt und einige Dorfbewohner spähten am Morgen neugierig zu uns rüber. Als wir erzählten, dass wir aus Deutschland kommen und im Auto geschlafen haben waren die freundlichen Bolivianer begeistert und begutachteten interessiert das Innere unseres Autos.
Auf dem lokalen Markt, der direkt neben unserem Auto aufgebaut war, kauften wir eher aus Verlegenheit ein paar Kleinigkeiten und machten uns bald auf den Weg nach La Paz. Die Stadt mit 1,2 Millionen Einwohner liegt auf 3700 Metern Höhe und ist die zweitgrößte Stadt des Landes. Wir hatten uns einen bewachten Parkplatz neben der Uni am Rande der Stadt rausgesucht, den wir als erstes ansteuerten. Der Parkplatz war nicht hübsch, aber von einer sicheren Mauer umzogen, bewacht, mit WC und kostete für 24 h umgerechnet nur 1,56 €. Wir parkten ein und machten uns auf den Weg zur Bahnstation. La Paz ist sehr bergig und seit ein paar Jahren ist ein Seilbahnnetz, welches eine Firma aus Österreich gebaut hat, das Fortbewegungsmittel der 1. Wahl. Man ist schnell und hat eine gute Aussicht über die Stadt.
Wir frühstücken noch reichlich in den Garküchen, die zu sehr sehr günstigen Preisen Verpflegung für die Studenten, die hier auf dem Weg zur Uni waren, anboten. Es gab Ei mit Nudeln und Reis, einen warmen Drink aus Quinoa und Apfel, einen Muffin und Ananas, bezahlt haben wir für uns zwei weniger als zwei Euro.
Nun ging es mit der Seilbahn in die City, am Morgen hatte es geregnet und unser Thermometer im Auto zeigte nur 1 Grad an. Es war also frisch. Trotz der Wetterlage genossen wir die Fahrt. Wir erkundeten die Stadt, tranken einen Café, besuchten eine Versicherung für Jeffrey und informierten uns in der Touristeninformation. Hier bekamen wir den Tip für eine Rundtour mit dem Seilbahnnetz inklusive Aussichtspunkt. Da das Wetter nicht besser wurde, besuchten wir aber zunächst mal das Coca Museum.
Schon aus Peru kannten wir Cocablätter und Cocatee. Beides macht wach, leistungsfähiger und hilft auch gegen Höhenkrankheit. Der Tee und die Blätter sind legal und werden überall angeboten. Wie wir nun wissen, wurde Coca Cola anfänglich auch mit der Zutat Coca hergestellt und nicht mit Koffein. Insbesondere in den Minen von Bolivien wurden die Arbeiter mit Coca Blättern, die im Mund quasi in die Backentasche geschoben werden, wach gehalten. Irgendwann wurde dann auch Kokain erfunden. Für 1 kg Kokain braucht man 350 kg Cocablätter und hier hört es dann auch auf legal zu sein. Das Museum war jedenfalls ganz spannend. Anschließend schlenderten wir noch etwas durch die sehr touristischen Gassen und kauften einen Bolivien Aufkleber für Jeff.
Das Wetter wurde etwas besser und wir traten unsere Rundreise über die Stadt mit vier der verschiedenfarbigen Seilbahnen an. Die letzte brachte uns hoch hinauf mit super Aussicht. Quasi beim Umsteigen genehmigten wir uns noch einen Kaffee und weiter ging die Reise zurück zu unserem Startpunkt nach El Alto.
Schon auf dem Hinweg hatten wir – leider im Regen- von oben kilometerlang Marktstände gesehen. Diesmal stiegen wir etwas früher aus, es war zwar kalt aber trocken und wir schlenderten noch über den Markt von El Alto, der jeden Donnerstag und Sonntag abgehalten wird. Es handelt sich hierbei wohl um den größten Markt Südamerikas und wir staunten nicht schlecht. Wir haben ja auf unserer Reise schon einiges gesehen und viele Märkte besucht. Dieser Markt war gigantisch und es gab ALLES wirklich ALLES. Lebensmittel, Möbel, Haustüren, Autozubehör, Lampen, Schrauben, Kleidung, warme Decken und und und… Außerdem gab es noch lauter Köstlichkeiten für wirklich kleines Geld. Wir spazierten also umher probierten hier und da etwas Leckeres, kauften Teflonband, Gemüse und Gewürze, ein Armband, frisch gepressten Orangensaft und staunten immer wieder über die Vielfalt. Der Himmel klarte auch etwas auf und wir hatten on top noch einen schönen Blick auf schneebedeckte Berge. Mit dem Sonnenuntergang machten wir uns auf den Heimweg zu Jeff auf unseren bewachten Parkplatz.
Für unseren zweiten Tag in La Paz hatten wir uns eine Wanderung auf der gegenüberliegenden Seite der Stadt rausgesucht. Wir mussten also einmal durch die Stadt durch. Die Straßen waren eng und voll, es ging steil hoch und runter und es waren unzählige Menschen unterwegs, Jeff mit uns beiden mitten drin. So vergingen zwei Stunden, ehe wir am Ausgangspunkt der Wanderung ankamen. Mit einem schönen Blick von oben auf die Stadt frühstückten wir, allerdings im Auto, da es anfing zu regnen. Pünktlich mit dem Start unserer Wanderung hörte der Regen auf und es wurde etwas freundlicher. In den nächsten 4 Stunden ging es zunächst 600 m aufwärts und dann durch Sandsteinberge in eine Schlucht bis zurück zum Auto. Dieser Ausflug hat sich gelohnt.
Eine Naht an meinem Wanderschuh zeigte ein klaffendes Loch und wir beschlossen als erstes nach der Wanderung einen Schuster zu suchen, mit der Hoffnung dass der Schuh repariert werden kann – wird ja von selber nicht besser. Nach etwa 500 m Fahrt sahen wir rechts am Straßenrand einen kleinen Wellblechverschlag “Zapateria” stand dran und drinnen saß ein Mann mit seiner Nähmaschine. In 15 min nähte und klebte er meinen Wanderschuh für 1,20€ – schnell, gut und günstig. Perfecto, diesen Punkt kannten wir von unserer todo Liste streichen.
Als nächstes kauften wir ein paar Lebensmittel für die nächsten Wandertage. Wir planten eine zweitägige Tour mit unserem Zelt den Camino el Choro. Der Startpunkt liegt hoch oben auf 4600 Metern. Nach unseren Erledigungen machten wir uns wieder auf den Weg durch die Stadt immer weiter aufwärts zum Pass. Am Stadtrand aßen wir noch ein spätes Mittagessen und gegen 17 Uhr erreichten wir den Parkplatz und auch gleichzeitig unseren Schlafplatz. Wir wollten noch eine Runde an die frische Luft, aber es zog eine dunkle Nebelwolke auf, es war kalt und windig hier oben auf 4600 Metern. So machten wir es uns im Auto gemütlich, packten unsere Rucksäcke und freuten uns auf den kommenden Wandertag.
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