Heute wollten wir zum ersten Mal mit Jeffrey eine Grenze überqueren. Es ging nach Bolivien. Entsprechend aufgeregt waren wir, als wir morgens in Puno starteten. Hatten wir wirklich alle erforderlichen Dokumente? Auf dem Weg tankten wir nochmals voll und füllten unseren Reserverkanister. Angeblich soll es in Bolivien manchmal nicht so leicht sein, an Benzin zu kommen. Im letzten Ort vor der Grenze tauschten wir unser übrig gebliebenes peruanisches Geld in Bolivianos um.
An der Grenze mussten wir zunächst zu den peruanischen Beamten, um uns die Ausreisestempel in unsere Reisepässe zu holen. Danach gingen wir zum peruanischen Zoll, damit auch Jeffrey mit über die Grenze durfte. 5 Minuten später war alles erledigt, ohne dass wir die extra in Lima angefertigte notarielle Vollmacht zeigen mussten, dass wir das Land verlassen dürfen. So leicht hatten wir uns das nicht vorgestellt.
Vor der bolivianischen Passkontrolle fuhren wir an den Straßenrand, da wir ja hier die Nummernschilder wechseln mussten, da Jeffrey ab hier mit neuen Kennzeichen auf Nikos Namen angemeldet ist. Dabei beobachteten uns zwei Männer, die Popcorn aßen. Als wir fertig waren, kam einer der Männer und fragte uns, warum wir die Kennzeichen gewechselt hatten. Ich sagte, ich hätte die Kopien für die Einreise gegen die Originale getauscht. Wir fuhren zur bolivianischen Grenzkontrolle und sahen, dass der Mann im Haus des bolivianischen Zolls verschwand. Wir ahnten nichts Gutes… Zuerst holten wir uns bei der Einreisekontrolle unsere Einreisestempel für Bolivien ab. Danach gingen wir mit leichtem Herzrasen zum Zoll. Der junge Beamte kontrollierte unsere Papiere und verschwand für ein paar Minuten. Als er zurückkam, fragte er uns, warum wir die Kennzeichen gewechselt hatten und zeigte uns auf seinem Handy die Ausreisepapiere der peruanischen Seite mit den alten Kennzeichen. Erwischt, Mist…Ich versuchte dem Beamten aus spanisch zu erklären, dass der Wagen ab jetzt auf uns zugelassen ist und wir daher den Tausch vorgenommen hatten. Das Problem war, dass er unsicher war, ob so etwas legal ist. Also zeigten wir ihm alle Dokumente, die wir hatten. Leider war auf der Vollmacht nirgendwo das Auto anhand der Kennzeichen oder Fahrgestellnummer zu identifizieren. Also riefen wir Luis, unseren Kontaktmann in Lima an und er redete ein paar Minuten mit dem Beamten. Dieser ließ nicht locker und er telefonierte, um sich zu vergewissern, ob er uns mit dem Auto ins Land lassen konnte. Dann ging plötzlich alles sehr schnell. Er stempelte das Einreisedokument für Jeffrey ab, entschuldigte sich für die fast 2 Stunden, die der Prozess gedauert hatte und sagte, dass er heute auch etwas dazu gelernt hatte. Anscheinend ist erlaubt, was wir getan hatten. Auch wir entschuldigten uns, dass wir ihn so lange aufgehalten haben und sahen zu, dass wir wegkamen. Wir hatten es geschafft, wir sind in Bolivien!
Wir fuhren ein paar Kilometer weiter nach Copacabana am Titicacasee, wo wir uns für eine Nacht eine AirBnB Unterkunft gemietet hatten. Wir wurden vom sehr freundlichen Besitzer empfangen und waren sehr zufrieden. Von der Dachterrasse aus hatten wir sogar Seeblick! Mittags erkundeten wir den schönen Ort, aßen unser erstes bolivianisches Menu und tranken am späten Nachmittag etwas in einer der Bars am Strand des Sees. Zum Sonnenuntergang stiegen wir den von der Seeseite her sehr steilen Hausberg von Copacabana rauf und genossen den Ausblick, bevor wir uns zurück zur Unterkunft machten.
Am nächsten Vormittag kauften wir auf dem lokalen Markt Vorräte für die nächsten Tage ein. Für den Nachmittag hatten wir eine Bootsfahrt zur Isla del Sol gebucht, der größten Insel im Titicacasee. Nach ca. 2 Stunden auf dem Wasser kamen wir dort an und hatten 90 Minuten Zeit, dem Südteil der Insel zu erkunden. Wir gingen über einen Berg zu dem Hauptort der Insel, wo wir wieder eingesammelt werden sollten. Tief unter uns schimmerte der See in der Sonne und weit entfernt am anderen Ufer sahen wir eine schneebedeckte Bergkette. Autos gibt es hier nicht und alles wirkte sehr beschaulich.
Zurück am Festland fuhren wir noch los Richtung La Paz. Dabei mussten wir den Titicacasee noch mit einer Fähre überqueren. Wir erreichten den Ableger beim letzten Tageslicht und waren sehr erstaunt. Die Fähren waren kleine Holzkähne, auf die 2 bis 3 Autos oder ein großer Bus passten. So etwas hatten wir auch noch nicht gesehen, aber der Transport ans andere Ufer funktionierte einwandfrei und wir fuhren im Dunkeln weiter Richtung La Paz.
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