Durch die Anden

Nach dem Frühstück starteten wir frisch und ausgeruht, der Reifendruck war optimal und mit guter Stimmung ging es ab auf die Panamericana. Nach etwa 60 km führte uns unsere Route nach links auf eine schmale kurvenreiche Straße, die sich in die Berge schlängelte. Vorbei an kleinen Dörfern, Mango-, Papaya und Bananenbäumen, Avocadoplantagen, Kartoffelfeldern,  Orangenbäumen, Apfelbäumen, Zwiebel- und Maisfeldern ging es immer weiter aufwärts und dann wieder abwärts. Mehr als 45 km/h konnten wir hier nicht fahren, wir genossen die Landschaft und kämpften uns Kilometer für Kilometer weiter. Auf einer Hochebene begegneten wir unseren ersten Lamas und etwas später huschte eine Herde Vikunjas über die Straße. Viele Autos waren hier oben nicht unterwegs, etwa alle 30 Minuten kam uns ein Fahrzeug entgegen.

Das Wetter war wechselhaft. Die meiste Zeit schien die Sonne, es waren aber auch ein paar dunkle Wolken unterwegs. Auf einer Höhe von etwa 4300 Metern wurde es weiß am Straßenrand, hier hatte es kürzlich geschneit. Wir hatten hier oben einen grandiosen Ausblick und waren fasziniert von der Weite. Hinter einer der nächsten Kurven lag plötzlich ein Kleinbus am Straßenrand, auf eisglatter Straße ist er außer Kontrolle geraten und lag nun da auf der Seite. Die etwa 10 Insassen und der Fahrer standen in der Kälte. Eine Frau hatte sich etwas am Arm verletzt, sonst schienen aber alle mit dem Schock davon gekommen zu sein. 

Wir luden die verletzte Dame und ihrem Ehemann in unser Auto, welches hinten keine Sitzplätze hat. Die zwei hockten die nächsten 60 km quasi auf unserer Bettkante zwischen unseren Rucksäcken und ihrem eigenen Gepäck. Wir fuhren mit den beiden zu ihrem Ziel in die nächste Stadt Huancasancos. Als wir uns der Stadt näherten, konnten die zwei mittels Mobiltelefon Hilfe für den Rest der Truppe bei der Busgesellschaft organisieren. Auf der Zielgeraden in die Stadt sahen wir einen beeindruckenden Regenbogen am Horizont, wir staunten alle bei der Schönheit, die uns hier geboten wurde. 

Wir setzten die zwei bei einem Arzt ab, Markus und meine Reise ging weiter. Wir wollten noch unser Tagesziel, die Aquas Turquesas vor Einbruch der Dunkelheit erreichen. Dies schafften wir nach einem sehr langen Autotag mit vielen Höhenmeter und noch mehr Kurven auch. Mit Einbruch der Dunkelheit rollten wir auf einen Parkplatz mit WC, der auf 3700 Metern lag und auf dem auch übernachtet werden darf. 

Am nächsten Morgen waren wir kurz nach dem Sonnenaufgang wach und machten als erstes einen Spaziergang zu der Schlucht, durch die türkisblaues Wasser fließt. Leider hingen über den Bergen einige Wolken und das Farbspiel war nicht optimal. Nichts desto trotz wurde uns eine beeindruckende Kulisse geboten. Wir genossen dieses Naturwunder und stiegen noch einige Meter hinauf, um einen guten Blick über die Schlucht zu bekommen. 

Zurück am Auto frühstückten wir gemütlich und setzten unsere Reise fort. Wir wollten an diesem Tag eigentlich noch Cusco erreichen, die Straßen waren allerdings sehr schmal, sehr kurvenreich und zum Teil auch eher Schotterpisten. Wir passierten viele Dörfer und durchfuhren mit unserem dicken Jeffrey sehr enge Straßen. Am Eingang von jedem Dorf zwingen Bodenwellen alle Kraftfahrzeugfahrer die Geschwindigkeit auf Schnittgeschwindigkeit zu reduzieren und am Ende vom Dorf natürlich auch. In einem Dörfchen kauften wir am Straßenrand leckeren Käse, Tomaten, Avocado und Brötchen für unser Mittagspicknick. 

An diesem Tag waren wir auch wieder sehr langsam unterwegs. Mit Einbruch der Dunkelheit passierten wir Abancay, hier wollten wir nur schnell tanken und weiter. Plötzlich steckten wir mitten in einer Demonstration, die Straßen waren voller Menschen und der Verkehr stockte. 

Wir kämpften uns mitten durch die Stadt und verloren mindestens eine Stunde Zeit. Markus rangierte Jeffrey sicher an Baustellen vorbei und raus aus den engen Gassen bis zu einer Tankstelle. Wir ließen Abancay hinter uns und fuhren im Dunkeln eine kurvige Straße wieder hoch in die Berge. Wir entschieden uns, an einem Aussichtspunkt die Nacht zu verbringen und die letzten 100 km nach Cusco am nächsten Tag in Angriff zu nehmen. Zum Glück haben wir ja unser Bett immer dabei. 

Niko Verfasst von:

Schreibe den ersten Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert