Vormittags erreichten wir die ärmlichen Vororte im Norden Limas. Der Verkehr wurde immer dichter, bis es schließlich über Kilometer nur im Schritttempo vorwärts ging. Wir brauchten mehr als zwei Stunden für die 20 Kilometer durch die Stadt und waren heilfroh, als wir wieder in Surco ankamen. Da Anas Gästezimmer leider schon belegt war, hatten wir uns für zwei Nächte eine andere AirBnB Unterkunft direkt bei ihr um die Ecke gebucht. Es handelte sich um ein sehr kleines Zimmer auf dem Dach eines Mehrfamilienhauses mit separatem Bad. Diese Unterkunft war nicht zu vergleichen mit dem Standard, den Ana gesetzt hatte, aber wir hatten ein Dach über dem Kopf und Ana war nur 200 m entfernt.
Direkt am ersten Abend hatte uns Ana zum Abendessen eingeladen, ihre Nachbarin Dorita flog einen Tag später nach Barcelona und wollte uns auch noch wieder sehen. Mit großer Freude und sehr herzlich wurden wir begrüßt. Wir bereiteten zusammen das Abendessen zu und leerten beim Essen mehrere Flaschen Wein. Anas neuer Gast Joss, ein Frankokanadier war auch mit dabei. Er war mit seinem Motorrad von Quebec bis hierher gefahren und auch auf dem Weg nach Süden. Wir hatten alle zusammen einen lustigen Abend.
Trotz des Weinkonsums rafften wir uns am nächsten Morgen früh auf, um eine Runde zu laufen. Außerdem hatten wir ja ein paar Dinge zu organisieren. Nach dem guten Frühstück in unserer Unterkunft, welches in der Wohnung der Gastgeber serviert wurde, gingen wir zunächst zur Sprachschule. Der Vorbesitzer von Jeffrey hatte dorthin das Original des wichtigen Zolldokuments geschickt, das wir benötigen, wenn wir mit Jeffrey über die Grenze möchten. Anschließend kopierten wir noch alle wichtigen Dokumente und auch die Nummernschilder. US-Amerikanische Kennzeichen werden in Südamerika manchmal geklaut, da sie ein beliebtes Souvenir sind. Daher wird geraten, mit laminierten Kopien zu fahren, aber die Originale natürlich immer griffbereit zu haben.
Den nächsten Stopp machten wir bei dem Notar, in der Hoffnung, dass die Vollmacht fertig ist, die es uns erlaubt, mit Jeffrey über die Grenze zu fahren. Dieses war der Hauptgrund, warum wir nochmal in Lima waren. Voller Hoffnung spazierten wir durch die Stadt zum Notar und siehe da, wir hatten Glück! Super, jetzt sind wir frei und können hinfahren, wo wir wollen. Wir haben alle Dokumente, die die Polizei oder den Zoll interessieren könnte!
Anschließend gingen wir in den Compu Palace. Das ist ein großes Gebäude, in dem es alles rund um Elektronik zu kaufen gibt. Vor ein paar Tagen in Huaraz hatte Nikos Kamera endgültig ihren Geist aufgegeben und wir wollten uns eine neuere Version des gleichen Modells neu kaufen. Nach kurzer Suche fanden wir tatsächlich die gewünschte Kamera, verglichen noch den Preis im Internet und wurden uns schnell mit dem Händler einig. Sehr cool, wir hatten an diesem Tag einen sehr guten Lauf!
Wir suchten uns ein Lokal, um ein Mittagsmenu zu essen und fanden ein Restautant, bei dem ein kleiner Rotwein inklusive war. Anschließend fuhren wir mit einem Taxi noch in einen Baumarkt, da wir noch ein paar Dinge für unsere Reise, wie z.B. Panzertape brauchten und auch das gab es wie gewünscht im Sortiment. Abends trafen wir uns dann wieder bei Ana und genossen ein leckeres Abendessen.
Am nächsten Morgen ging es endlich los Richtung Süden. Wir verabschiedeten uns von Ana und Joss und fuhren los. Komischerweise ging die Innenbeleuchtung in Jeffrey nicht aus, egal was wir taten. Da wir wussten, dass Joss ein Elektroingenieur ist, kehrten wir nochmal um. Nach etwas Suchen fanden wir zwei Schalter, die die Innenbeleuchtung regeln und mit denen sich das Licht ausschalten ließ. Etwas dämlich von uns, aber die Bedienung war auch nicht gerade selbsterklärend. Ehrlich gesagt, habe ich es bis heute nicht komplett verstanden… Während Joss und ich das Lichtproblem lösten, entdeckte Niko zufällig eine Schraube, die tief in unserem Reifen steckte. Bevor wir Lima dann endgültig verließen, fuhren wir also noch in eine kleine Werkstatt und ließen die Reifen checken. Der Reifen mit der Schraube hatte deutlich zu wenig Druck, einer der anderen Reifen ebenfalls. Beide Reifen hatten mehrere Löcher und mussten geflickt werden. Nach dieser Reparatur konnten wir Lima wirklich verlassen und schon nach einer halben Stunde Fahrt auf der Panamericana lichtete sich der Dauernebel der Stadt und die Sonne kam durch.
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