Route 69

Auf halbem Weg von Huaraz zu unserem nächsten Ziel machten wir einen Badestop in einem Thermalbecken. So langsam gewöhnten wir uns daran, dass Peru eher vergleichbar ist mit Nepal als mit Australien und Neuseeland. Besonders ich musste meine Erwartungen deutlich zurückschrauben. Das Thermalbecken war schön warm und wir hatten eine tolle Aussicht auf die Berge. Die Dusche nach dem Bad war zwar eiskalt, aber wir waren sauber und erfrischt.

Nach diesem Badestop ging es frisch und sauber weiter. In der App iOverlander, die uns in den nächsten Wochen als treuer Berater begleiten wird, haben wir auf dem Weg in den Nationalpark eine kostenlose Übernachtungsmöglichkeit gefunden. Einen Biercontainer (wie für uns bestellt), der etwa 1 km vor dem Nationalpark mit verschiedensten Biersorten auf Gäste wartet. Bis zum Container mussten wir uns mit Jeffrey jedoch etliche Kilometer eine Schotterpiste bergauf kämpfen. Markus ist gefahren und ich hab mich festgehalten. Alles im Auto – also auch wir wurden ordentlich durchgeschüttelt und die Straße schlängelte sich in Serpentinen Meter für Meter aufwärts, bis wir schließlich auf über 3.000 Metern Höhe bei unserem Biercontainer angekommen sind. Acht Biersorten mit steigendem Alkoholgehalt warteten darauf, probiert zu werden. Wir entschieden uns für Biersorte sieben und acht. Borracho – das heißt betrunken auf spanisch, und das waren wir bereits nach dem ersten Bier. Prima wir mussten nur noch zum 5 Meter entfernten Jeffrey laufen, um dort eingekuschelt einzuschlafen.

Am nächsten Morgen fuhren wir den letzten Kilometer zum Nationalpark, zahlten Eintritt für 24 Stunden und fuhren bis zum Startpunkt unserer Waderung zur Laguna 69. Am Parkplatz angekommen machten wir uns ein leckeres Frühstück. Wir bleiben nicht lange alleine und so frühstückten wir mit Eselgesellschaft. Außer uns waren ein Rentnerpärchen aus Frankreich und ein Paar aus Chile auf dem Parkplatz. Die Busse, die die Massen in diese beliebte Wanderregion brachten, parkten etwa 300 Meter weiter.

Dann ging es endlich los, 16 km und 800 Höhenmeter, wobei wir schon auf 3850 Meter starteten. Der Wanderweg führte uns zunächst durch ein Tal und dann stetig hinauf. An einem Wasserfall vorbei bis zu unserm Ziel der Laguna 69. Wir begegneten einigen Wanderern, aber so voll wie angekündigt war es lange nicht. Kurz vor dem Ziel der Lagune auf über 4600 Metern erwartete uns noch ein knackiger Anstieg. Wir kämpften uns Meter für Meter hinauf und wurden mit einem traumhaften blauschimmernden See belohnt. Nach einer gemütlichen Pause machten wir uns auch schon wieder an den Abstieg, den selben Weg zurück. Wie so oft wunderten wir uns, wie hoch wir gestiegen sind.

Zurück am Auto erfrischten wir uns an unserer Außendusche. Wir kochten einen warmen Kartoffeleintopf und machten uns auf, um den Nationalpark zu verlassen. Das Campen hier kostet nochmal extra und vor den Toren kannten wir einen guten Platz mit Biergarantie. Auf dem Weg aus dem Nationalpark passierten wir drei Peruaner, sie waren zu Fuss auf dem Weg ins nächste Dorf und baten uns, sie ein paar Kilometer mitzunehmen. Generell kein Problem, aber unser Jeffrey hat nur zwei Sitze und hinten unsern Schlafplatz. Wir versuchten, dass zu erklären, aber hinten hocken ist ja immer noch besser als 6 km laufen. Die zwei Peruaner hockten sich also hinten rein und ich teilte mir den Beifahrersitz mit der Peruanerin Beatrice. So ging es die holprige Schotterpiste abwärts bis zum Biercontainer. Kevin der Barkeeper freute sich sichtlich, uns wieder als seine Gäste begrüßen zu dürfen. Wir setzten uns an die Bar und probierten zwei andere Sorten Bier. Auch an diesem Abend fielen wir zufrieden in unser nahegelegenes Nachtlager.

Am nächsten Morgen hingen leider sehr graue Wolke in den Bergen. Wir wollten noch eine kleine Laufrunde absolviern. Die Höhenmeter waren natürlich nicht ohne und wir waren schnell aus der Puste. Dort oben im Dorf leben allerdings sehr viele Hunde, die tapfer ihr Revier verteidigten, daher wurden wir an jeder Ecke angebellt, angeknurrt und verfolgt. Nach 1,5 Kilometern haben wir aufgegeben und sind zurück zu unserem Auto gejoggt. Auf dem Dach des Biercontainers frühstückten wir in aller Ruhe und traten schließlich den Rückweg in Richtung Huaraz an. Diesmal ging es die Schotterpiste abwärts, was uns deutlich angenehmer vorgekommen ist. Bis zu einer Baustelle, die nicht passiert werden konnte. Zum Glück gab es eine alternative Route, allerdigs auf einer sehr schmalen und kurvenreichen Strasse. Puh diesmal schwitzten wir beide. Wir kämpften uns tapfer Meter für Meter nach unten.

Die nächste Nacht checkten wir in ein gemütliches Hotel in Huaraz ein. Nach drei Nächten im Auto hieß es für uns Wasche waschen, duschen und etwas organisieren. Unsere Kamera zeigte schon länger einige Macken und ließ sich nun nicht mehr bedienen, wir brachten sie zu einem Fachmann, der sie völlig zerlegte. Lieder konnte er sich jedoch auch nicht reparieren.

Wir schlenderten über den lokalen Markt und kauften etwas ein. Eine Spezialität in Peru ist Cuy – es handelt sich um Merrschweinchen. Die Zutaten konnten wir auf dem Mark sehen. Wir kauften Käse, Obst, Gemüse, Brot und bereiteten und ein leckeres Abendessen im Hotel zu. Am Nachmittag fing es heftig an zu regnen und der Wetterbericht für die nächsten Tage sah auch nicht gut aus. Somit entschieden wir uns, Huaraz am nächsten Morgen zu verlassen.

Niko Verfasst von:

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