Am Vormittag brachen wir vom Barossa Valley Richtung Norden auf zur 500 Kilometer entfernten Flinders Range, einer Bergkette, in der man prima wandern kann. Das Land wurde immer trockener und die Besiedlung dünner. Wir machten einen Tankstopp in Burra, einer der letzten größeren Siedlungen vor dem Outback und schossen ein paar Fotos von der stillgelegten Kupfermine. Weiter ging es durch endlose vertrocknete Weiden, auf denen sich Schafe vom spärlichen Bewuchs ernährten. Am Straßenrand sahen wir viele überfahrene Kängurus, deren Überreste von riesigen Adlern und Krähen verspeist wurden. Willkommen am Rande des Outbacks 😉
In der Nähe der Flinders Range wurde es wieder grüner und der Boden war von lichtem Wald bedeckt. Auf den letzten Kilometern sahen wir hier am späten Nachmittag sehr viele, dieses mal zum Glück quietschfidele Kängurus und ein großes Emu aus nächster Nähe. Wir checkten auf dem Campingplatz des Nationalparks ein und gingen leider erst kurz nach dem Sonnenuntergang auf einen Aussichtspunkt – es war aber trotzdem noch sehr schön. Als die Sonne verschwunden war, wurde es schnell kalt. Für die Nacht waren 6 Grad vorhergesagt. Daher gingen wir zur Happy Hour in das Restaurant vor Ort, tranken Wein und Bier und arbeiteten dabei am Blog.
Am nächsten Morgen standen wir zeitig auf, da wir den St. Mary Peak, mit 1.170 Meter der höchste Berg Südaustraliens, erklimmen wollten. Der Weg führte zunächst ein kurzes Stück auf dem Fernwanderweg Heysen Trail, den wir schon in Victor Harbor ein Stück gegangen sind. Es ging leicht bergauf durch den Wald, bevor es steiler wurde. Der Ausblick in die bis zum Horizont unbesiedelte Landschaft wurde immer besser. Die letzten anderthalb Kilometer zum Gipfel wurden nochmal anstrengend, dafür war der Rundum-Blick oben gigantisch! Zur einen Seite sahen wir in den Wilpena Pound (Wilpena Becken), ein von Bergen umgebenes flaches Becken, zur anderen Seite erstreckte sich die unendliche Weite Australiens.
Zurück gingen wir einen anderen Weg durch das Becken und nach 22 Kilometern und 650 Höhenmetern kamen wir nachmittags wieder am Auto an. Wir nutzten noch einmal die Duschen des Campingplatzes, bevor wir noch ca. 100 Kilometer in den Norden zu einer kostenlosen Campingmöglichkeit fuhren. Auf dem Weg dorthin sahen wir rechts und links der Straße hunderte von Kängurus, eins ist uns haarscharf vor das Auto gesprungen, so dass wir es sogar gestreift haben. Im Rückspiegel sahen wir es dann aber weghüpfen. Was für ein Schreck, besonders für Niko, die am Steuer saß. Ab da passten wir höllisch auf. Wir erreichten den menschenleeren Campingplatz, der am Endpunkt des Heysen Trails liegt, in der Abenddämmerung. Wir machten uns im letzten Tageslicht noch etwas zu essen, bevor es stockdunkel wurde und wir einen unglaublichen Sternenhimmel bestaunen durften.
Am nächsten Morgen fuhren wir vor dem Frühstück erst einmal ca. 150 Kilometer nach Marree. Hier startet der Oodnadatta Track. Diese über 600 Kilometer lange Schotterpiste ist eine Alternativroute zum asphaltierten Stuart Highway nach Alice Springs in das rote Zentrum Australiens und führt durch die trockenste Region des Kontinents. Wir wurden von Beginn an gut durchgeschüttelt und Niko war die ganze Sache mit unserem etwas in die Jahre gekommenen Auto nicht ganz geheuer. Links und rechts lagen alle paar hundert Meter von den spitzen Steinen der Piste zerfetzte Reifen und wir hofften, dass wir verschont bleiben würden. Darum hielten wir uns offen, den Track nach 300 Kilometern in Williams Creek zu verlassen und eine Querverbindung zum Stuart Highway zu nehmen.
Auf der Piste war nicht viel los – nur alle 30 Minuten begegneten wir anderen Fahrzeugen. Meist waren es Allradwagen mit Offroad tauglichen Wohnwagen. Es gab kaum Häuser und noch weniger Siedlungen am Wegesrand. Unser erster Halt war an einem Aussichtspunkt auf den Eyresee mitten in einer Wüste. Der größte See Australiens enthält allerdings selten Wasser sondern ist ein Salzsee. Nur alle zig Jahre füllt er sich komplett, wenn es einige tausend Kilometer nördlich in Queensland ordentlich regnet. Dann ist der See urplötzlich die Heimat von tausenden von Vögeln, wie z.B. Pelikanen. Dieses Jahr hat sich im März ein Wirbelsturm im Norden entladen und seitdem ist das Wasser durch die Wüste auf den Weg nach Süden. Im Mai soll das Wasser im See seinen Höchststand haben. Wir sahen davon allerdings leider nichts – nur in der Ferne konnte man erahnen, dass Wasser vorhanden ist. Schade, aber trotzdem eindrucksvoll diese schier unglaubliche Weite.
Unser nächster Stopp war die Ortschaft Williams Creek mit sage und schreibe 15 Einwohnern. Hier gibt es ein paar Häuser, eine Tankstelle mit Restaurant und Bar und einen kleinen Flughafen. Da wir widersprüchliche Infos zum richtigen Reifendruck für die Piste hatten, ließen wir ihn an der Tankstelle nochmal prüfen. Ein hilfsbereiter junger Bursche aus Frankreich, der hier Work & Travel machte, stellte fest, dass wir tatsächlich mit etwas viel Druck unterwegs waren und ließ etwas Luft ab. Außerdem gab er uns den Rat, dass wir uns besonders vor den großen Steinen und den Senken (Dips) in acht nehmen sollen, denn dort gehen die Reifen kaputt. Er gab uns noch die Telefonnummer vom fliegenden Reifenservice – ja die Ersatzreifen werden tatsächlich mit dem Flugzeug gebracht! Nach dieser Hilfestellung trauten wir uns dann doch noch auf die letzten 400 Kilometer des Tracks und fuhren nach Oodnadatta.
Es ging also weiter durch die schier endlose Weite durch unzählige Dips und Floodways (ausgetrocknete Flüsse) und über sehr viele Crests (Kuppen). Nach 200 Kilometern erreichten wir dann Oodnadatta, wo wir auf der kostenlosen Campingfläche übernachten wollten. Wir waren die einzigen hier. Der Ort mit 150 Einwohnern ist der größte im Umkreis von mehreren hundert Kilometern und wird mehrheitlich von Aborigines bewohnt, was in Australien eher die Ausnahme ist. Wir machten einen kleinen Abendspaziergang im farbenfrohen Sonnenuntergang, bevor wir im Pink Roadhouse zum Abschluss des Tages noch ein Bier tranken. Um 19 Uhr war Zapfenstreich und wir legten uns zum Lesen und Schlafen in unser Auto.
Als wir uns am nächsten Morgen auf die Weiterfahrt begaben, war es bewölkt. Wir machten noch ein paar Fotostopps und während einem verlor Niko einen ihrer Flipflops und trat danach direkt in eine sehr stacheliges Gewächs. Autsch, das tat weh. Die Stacheln steckten tief in der Haut und beschäftigten uns noch ein paar Tage. Nach weiteren 3 Stunden und 200 Kilometern, während denen wir 2 anderen Autos begegneten, erreichten wir in Marla den Stuart Highway und waren nach 2 Tagen Einöde wieder in der Zivilisation. Was ein Abenteuer!
Schreibe den ersten Kommentar