Die Nacht verbrachten wir vor den Toren der Stadt auf dem Parkplatz einer YPF Tankstelle. Wir wollten am Morgen noch nicht ins Stadtzentrum sondern auf einen Campingplatz inmitten des Weinanbaugebiets fahren. Wir hatten uns für diesen Platz entschieden, weil er einen 25 m langen Pool hat und weil er nur 500 m vom Weingut Kaikén entfernt liegt. Den Wein dieses Weinguts kenne ich bereits aus Deutschland und er zählt definitiv zu meinen absoluten Favoriten. Am liebsten trinke ich den Malbec in Gesellschaft von Birgitta, da diese aber nach Australien ausgewandert ist, darf Markus diesen Ehrenplatz einnehmen.
Da es noch zu früh war, um auf den Campingplatz einzuchecken, fuhren schon mal zum Weingut, schauten uns um und buchten für den Nachmittag eine Besichtigungs- und Verkostungstour. Wir kauften ein paar Kleinigkeiten im Supermarkt und schon war es nach 10 Uhr und wir konnten auf den Campingplatz fahren.
Wir suchten uns ein schattiges Plätzchen, machten uns Frühstück und schlugen unser Zelt auf der Wiese auf. Bei den Temperaturen über 30 Grad zogen wir es vor, im Zelt zu schlafen. An unserem Platz spazierte eine Familie vorbei, der Vater trug ein Borussia Dortmund Shirt, wir unterhielten uns und erzählten, dass wir ganz in der Nähe von Dortmund leben.
Zur Abkühlung ging es als nächstes in den großen Pool des Campingplatzes. Es wimmelte an diesem Samstag von Menschen und auch der argentinische Dortmund Fan schwamm hier seine Runden. Auf dem gesamten Campingplatz herrschte an diesem Sonntag reges Treiben, viele Tagesgäste waren mit Kind und Kegel angereist und ließen die BBQs glühen.
Am Nachmittag zogen wir unsere schönsten Kleider an und machten uns auf den Weg zum Weingut Kaikén. Außer uns hatte sich keiner für eine Weintour angemeldet und so bekamen wir eine private Führung in perfektem Englisch. Wir lernten etwas über die Traube, die Witterung, den Boden und und und. Einige Rebstöcke waren mit Netzen geschützt, es kann bei Unwetter auch immer mal zu Hagel kommen, wobei Ping Pong Ball große Hagelkörner die Ernte zerstören. Mit den Netzen werden die Trauben geschützt. Nach dem Rundgang über die Felder ging es in den Weinkeller. Hier lagern die Schätze des Weinguts in Fässern aus französischer Eiche. Am Eingang wacht ein imposanter Engel über das unterirdische Reich. Zu unserer großen Überraschung hörten wir gregorianische Klänge – ja richtig der Wein wird bei Musik gelagert. Der chilenische Besitzer des Weingutes glaubt fest an die positive Wirkung der Klänge und ich nun auch.
Nach dem Rundgang durch die Produktion stand noch die Verkostung auf dem Programm. Wir testeten verschiedenste Weine und erhielten fachkundige Informationen über die verschiedenen Aromen. Es wurde köstlicher Weißwein, leckerer Rose und sehr sehr guter Rotwein gereicht. Wir erfuhren, dass Kaikén bei der Lufthansa in der first class serviert wird und das die Wildgänse, die in Patagonia, also im Süden von Argentinien und Chile leben, in der indigenen Sprache Kaikén genannt werden. Der Name der Bodega symbolisiert die Verbindung von Chile, aus dem die Familie des Besitzers stammt und Argentinien, wo der Wein angebaut wird.
Nach etwa einer Stunde war das Vergnügen vorbei und wir spazierten gut gelaunt mit zwei Weinflaschen im Gepäck zurück zu unserem Campingplatz. Nachdem wir wieder etwas ausgenüchtert waren, bereiteten wir unser Abendessen zu. Wir saßen gemütlich in unseren Campingstühlen, als unser BVB Freund mit samt Familie auftauchte. Er hatte uns original argentinisches Grillgut in leckere Sandwiches gelegt, mit Gemüse garniert und wollte, dass wir mal kosten. Diese Argentinier sind wirklich ein fröhliches, hilfsbereites und freundliches Volk, das haben wir in desem und schon 100 anderen Momenten unserer Reise erlebt. Wir nahmen die Sandwiches dankend an, was für ein willkommener Snack.
Am nächsten Morgen verließen wir den Campingplatz in Richtung Zentrum von Mendoza. Hier hatten wir uns für die nächsten drei Nächte eine Unterkunft gemietet. Wir hatten Glück, wir hatten ein kleines Reihenhaus für uns, die Lage und die Einrichtung gefiel uns sehr gut. An Ausruhen war aber nicht zu denken. Als erstes haben wir das Auto ausgeräumt, Wäsche gewaschen, all unser Hab und Gut sortiert und das Auto von innen gründlich sauber gemacht. Unglaublich, was sich in fünf Monaten alles so ansammelt.
Am Abend spazierten wir in die Innenstadt, wir wollten eine Stadtführung durch die Altstadt mitmachen. Die Gruppe bestand aus mehr als 30 Argentiniern und einem Guide, den wir nicht verstehen konnten. Nach etwa 10 Minuten hatten wir genug und erkundeten die Altstadt auf eingene Faust. Leider sind viele Gebäude bei einem Erdbeben zerstört worden und so richtig viel Altstadt ist nicht übrig geblieben. Wir schlenderten durch die Gassen und schließlich wieder nach Hause.
Markus hatte sich vorgenommen die Tage hier in Mendoza auch zum Arbeiten zu nutzen und somit klingelte der Wecker schon gegen 6 Uhr. Wir nutzten die kühlen Stunden am Morgen für eine Laufeinheit im nahegelegenen Park. Danach ging es für Markus an den Schreibtisch. Ich kümmerte mich noch weiter um Jeffrey und sortierte die sauberen Utensilien wieder ein.
Am Abend spazierten wir wieder etwas durch die Gassen der City, es war tagsüber mit 35 Grad fast zu heiss und wir genossen es, dass die Temperaturen am Abend unter 30 Grad fielen. Wir probierten ein typisches argentinisches Fleischgericht, bei dem von jedem etwas gereicht wird, sehr lecker.
Am nächsten Nachmittag führen wir mit dem Bus zu einer großen Shoppingmall. Wir wollten ein paar Kleidungsstücke ersetzen, die kaputt gegangen sind. Irgendwie hatten wir an diesem Tag jedoch keinen Erfolg, die Outdoor Shops waren rar und wir wurden nicht fündig. Zum Schluss fanden wir in einen Surf Shop noch ein paar Klamotten für Markus. Schließlich waren unsere Taschen mit argentinischen Peso gefüllt, die ausgegeben werden wollten. Nach dem Shopping waren wir durstig und hungrig, wir fuhren zurück in unser Viertel und gönnten und das ein oder andere Getränk.
Viel zu schnell brach der letzte Tag in unserer schönen Bleibe an und damit die Abreise aus Mendoza. Am Morgen gingen wir nochmals laufen und brutzelten leckere Pfannkuchen, so nach und nach schwanden auch unsere Vorräte. Wir hatten uns vorgenommen, in Richtung chilenische Grenze zu fahren und nach einem schönen Plätzchen zu suchen, an dem wir den letzten Abend in Argentinien genießen konnten.