Vier Jahreszeiten an der Westküste

Nach unserer Wanderung im Nelson Nationalpark machten wir uns auf zur Westküste. Nicht ganz freiwillig, denn dort wo wir eigentlich unser kleines Zelt aufbauen wollten, hing eine dicke dunkle Regenwolke – oder nennen wir es besser eine Regenfront. Wir änderten unsere Pläne und entschieden uns, weiter in Richtung Westen zu fahren.

Unser Plan ging auf, wir übernachteten auf einem kleinen Campingplatz an einem Fluss mit einem riesigen Pizzaofen. Zeit um den Ofen zu nutzen hatten wir nicht, vor Sonnenuntergang stellten wir schnell das Zelt auf und krochen hinein. Nach der anstrengenden Wanderung schliefen wir tief und fest.

Tatsächlich regnete es hier nachts nur sehr wenig und am nächsten Morgen zeigte sich die Sonne wieder. Weiter ging es nach Greymouth, eine der letzten größeren Städte vor dem „wilden Westen“. Wir machten mal einen Tag Pause und campten auf einem Zeltplatz direkt am Meer.

Am Mittwochmorgen machten wir uns nach einem gemütlichen Frühstück auf den Weg zu den Gletschern Franz Josef und Fox. Zunächst hielten wir noch in Hokitika, um im letzten Supermarkt vor der „Einöde“ ein paar Lebensmittel für die nächsten Wandertage zu kaufen. Im Supermarkt trafen wir zufällig Sarah und Patrick wieder, das Pärchen aus Deutschland, welches uns ganz oben am Cape Ranga auf der Nordinsel ein Frühstück ausgegeben hatte, nachdem wir von einem Opossum ausgeraubt wurden. Wir quatschten ne Weile und tauschten uns über unsere Erlebnisse in den letzen vier Wochen aus.

Weiter ging die Reise, an diesem Tag unternahmen wir drei kurze Wanderung, jedesmal mit vielen anderen Touristen. Die erste Tour führte uns zum Fuß des Franz Josef Gletschers. Dieser wurde von der einem Österreichisch erforscht und der Forscher gab dem Gletscher den Namen des österreichischen Kaisers.

Einige Tafeln auf dem Weg zum Gletscher weisen darauf hin, bis wo das Eis noch vor wenigen Jahren reichte. Es ist äußerst erschreckend zu sehen, wieviel des ewigen Eises schon den Bach runter gelaufen ist.

An diesem Tag war es etwas wolkig, wir erhaschten zum Glück in einer Wolkenlücke einen tollen Blick auf das Eis, was noch vom Gletscher übrig ist. Einige Hinweistafeln geben Auskunft, was jeder von uns tun kann, um dem Klimawandel zu trotzen – keine zwei Meter daneben werden die Helikopterflüge mit prächtigem und einmaligem Blick von oben angepriesen. So starten und landen die Helikopter zum Rundflug über den Gletscher mit Touristen aus aller Welt im Minutentakt.

Für uns ging es weiter zum Fox Gletscher, hier war deutlich weniger los. Die Berge hingen jedoch leider in den Wolken und wir hatten keinen klaren Blick. Ähnlich wie am Franz Josef Gletscher könnte man auch hier den Rückzug des Eises an Markierungen verfolgen, krass! Also jeder, der vor 10 oder 20 Jahren hier gewesen ist, musste deutlich weniger laufen, um einen Blick auf den Gletscher zu werfen.

Zwischen den beiden Gletscherbesuchen hatten wir unser Zelt am Campingplatz in Fox aufgestellt und so schon mal unser Domizil für die Nacht gesichert. Anders als auf der Nordinsel war es hier überall voll und wir mussten uns zeitnah überlegen, wo wir übernachten wollten.

Am Abend unternahmen wir noch einen dritten Spaziergang. Diesmal an einem See, dem Lake Matheson, dieser Ort ist populär, weil sich die Berge und Gletscher hinter ihm erheben und sich beeindruckend im Wasser des Sees spiegeln. An mehreren Aussichtspunkten kann man bei klarer Sicht spektakuläre Fotos machen. Bei uns haben sich die Ausläufer des Gebirges und vor allem die Wolken gespiegelt. Naja – kann man auch fotografieren.

Etwas weiter im Süden der Gletscher starteten wir am nächsten Morgen unsere nächste zweitägige Wanderung – den Copland Track zur Welcome Flat Hütte. Zunächst wurden wir am Parkplatz von Stechfliegen überfallen, so dass wir vermummt unsere Sachen packen mussten. Auch hier waren wir nicht alleine – der Parkplatz war voll. Es ging wieder los, wir wanderten immer an einem Fluss entlang ging es stetig bergauf bis zu unserer Zielhütte mit einem Campingplatz. Wir brauchten etwa sieben Stunden und legten uns nach der Ankunft und dem Zeltaufbau zur Belohnung in die warmen Pools, die sich neben der Hütte befinden.

Das Wetter war etwas wechselhaft und diese heiße Badewanne war ein großes Geschenk nach dem anstrengenden Marsch mit einigen Höhenmetern. Das Abendessen bereiteten wir in der Hütte zu. Leider zog sich der Himmel immer weiter zu, so dass es nicht weiter schlimm war, dass wir den Sonnenuntergang beim Gespräch mit einem Pärchen aus Passau völlig vergaßen.

In der Nacht blieb es trocken und wir schliefen hervorragend in unserem mittlerweile sehr lieb gewonnenen Zelt. Es waren zwar etwa 15 Personen in der Hütte, aber auf dem Campingplatz herrschte totale Ruhe. Als wir gegen 8 Uhr morgens aus dem Zelt blickten, war der Himmel blau, nur sehr wenige kleine Wölkchen und ein toller Blick auf die am Vortag verschleierten Bergspitzen erwartete uns.

Frühstück, Zelt abbauen, einpacken und zurück zum Auto – für den Nachmittag war Regen angesagt. Die letzte Stunde der Wanderung erwischte es uns dann auch, wir wanderten zum ersten Mal im Regen. Zum Glück ging es durch den dichten Wald über einen Fluss schnell abwärts zu unserem Auto „Trixi“ und nach Haast in den nächsten Ort.

Unser Plan für die nächsten Tage war eine Wanderung in der Nähe von Haast. Für diese Wanderung muss man die Übernachtungen in der Touristeninfo vorbuchen. In Haast haben wir jedoch den Tip bekommen „go to Wanaka“. Es waren heftige Regenfälle, starker Wind und Schneefall ab 2000 Meter Höhe vorausgesagt. Schade, diese Wanderung war ein Tip von Phil unserem Vermieter in Auckland – hätten wir gerne gemacht. Wie sich später zeigte war es die richtige Entscheidung weiter zu fahren- durch eine Erdrutsch war die einzige Straße an der Westküste die nächsten Tage nicht passierbar – verursacht durch starken Regen…  

…was soll’s, Neuseeland bietet immer gute Alternativen und wir sind in den letzten Wochen mehr als verwöhnt worden von gutem Wetter. Wir gaben also Gas Richtung Wanaka.

Nachdem wir den Regen hinter uns gelassen hatten, entschieden wir uns auf einem günstigen DOC Campingplatz den Boundary Creek vor den Toren der Stadt zu übernachten. Dieser Platz lag bereits am Lake Wanaka und es herrschte eine rauhe Stimmung. Die Berge mündeten in das steinige Ufer des Sees, der Wind fegte über die Wasseroberfläche und in der Ferne sahen wir die dunklen Wolken, denen wir entronnen waren.

Wir fanden einen windgeschützten Platz für unser Zelt und suchten zum Abendessen Schutz an einem überdachten Picknickplatz. Wir quatschten etwas mit anderen Reisenden und gingen früh in unser Zelt.

Am Morgen bauten wir fix unser Zelt ab, es regnete leicht, aber zum Glück war unser Platz Wind und regengeschützt. Das Frühstück verschoben wir auf später – auf nach Wanaka!

Niko Verfasst von: