Great Walk am Lake Waikaremoana

Eine kurvenreiche Schotterpiste führte uns in wechselndem stundenlangen auf und ab an den Waikaremoana See.

Wir beeilten uns sehr, dort anzukommen und bretterten die schmale Straße so schnell sie es erlaubte voran. Wir wollten vor 16:00 Uhr ankommen und im Besucherinformationscenter der Region ein paar Fragen zu unserer geplanten Wanderung stellen, da im Internet zu lesen war, dass ein Streckenabschnitt unserer Tour gesperrt ist. Zudem muss man die Übernachtungen bei einem Great Walk vorab buchen, damit wird vermieden, dass zu viele Personen gleichzeitig gehen. Wir wussten aus dem Netz, dass der Treck nicht ausgebucht ist, aber nicht ob man ihn gehen konnte. 

Etwas gestresst standen wir um 15:30 Uhr auf dem Parkplatz und auf der Matte der Info um zu lesen, dass wegen einem Teammeeting an diesem Tag früher geschlossen wurde – die ganze Hetze umsonst. Wir lachten erstmal – nützt ja nix! Ein Mädel aus Dänemark konnte uns dann doch noch weiter helfen. Sie hatte die Wanderung gerade gemacht und gab uns bereitwillig Auskunft. Den gesperrte Abschnitt kann man mit einem kostenlosen Transport per Boot umgehen und unserem Plan stand nix mehr im Wege.

Wir checkten am Campingplatz ein und sprangen zur Abkühlung in den See. In Neuseeland war es für diese Jahreszeit aufgrund einer Hitzewelle ungewöhnlich warm und bei über 30 Grad nach den vielen Stunden im Auto war das kühle Wasser des Sees eine willkommene Erfrischung. 

Am Abend durfte ich mich mit Blick auf den See entspannen, während Markus unser Abendessen zauberte. Wir ordneten noch unsere Sachen für die nächsten drei Wandertage, an denen es auf den Campingplätzen außer Wasser nichts geben würde. 

Für den ersten Tag hatten wir Etappe eins und zwei zusammengefasst, da wir lieber im Zelt als in einer Hütte übernachten wollten und es an der ersten Station nicht erlaubt ist zu zelten. Nach 4,5 Stunden erreichten wir schwer beladen den höchsten Punkt der Wanderung mit der Hütte, an der wir eine Mittagspause einlegten. Wir hatten einen atemberaubenden Blick über den von Wolken gesäumten See. Am Nachmittag führte uns der Weg der 2. Etappe runter ans Ufer des Sees und zu unserem Camp. Nach einer Abkühlung im See machten wir uns das Abendessen, sicherten unsere Vorräte und verschwanden mit Einbruch der Dunkelheit im Zelt.

Am zweiten Wandertag brachen wir nach ausgiebigem Frühstück mit Müsli und Kaffee gegen 9 Uhr auf. Wir machten noch einen Abstecher zu einem schönen Wasserfall und spazierten dann die meiste Zeit in Ufernähe des See entlang, stetig auf und ab.

Nach etwa 5 h und 15 km erreichten wir unser erstes Ziel für diesen Tag. Ein kleines Passagierschiff brachte uns von hier zum nächsten Campingplatz. Wir umschifften einen Teil des Weges, das war der Streckenabschnitt, der aufgrund wetterbedingter Schäden fussläufig nicht passierbar ist. Toll somit hatten wir auch noch eine gratis Spritztour über den See.

Am Ziel bauten wir unser Zelt auf, schwammen wieder im See und erholten uns von den bisher gelaufenen Kilometern. Der Campingplatz hatte eine schöne neue Hütte, Wasser, Toiletten und eine traumhafte Lage am See. Wir beobachteten die schwarzen Schwäne und ihre Jungen und ließen den Tag ausklingen.  

Der dritte und letzte Tag unserer Great Walk Wanderung begann mit einem Schauspiel von Nebelschwaden über dem See Waikaremoana. Unser Zelt stand am Ufer und wir sahen
dieses traumhafte Bild, als wir aus dem Zelt schlüpften. 

Wir wanderten weiter am Ufer entlang und querten eine bewaldete Halbinsel, welche mit einem elektrischen Zaun geschützt ist. In diesem Gebiet leben Kiwis. Da sie nicht fliegen können, sind sie Hunden, Katzen, Ratten, Opossums und anderen Tieren schutzlos ausgeliefert. Ihr Bestand ist bereits um etwa 90 % dezimiert und sie müssen mit aufwändigen Mitteln geschützt werden. Leider haben wir auch noch keinen zu Gesicht bekommen. 

Gegen 14 Uhr erreichten wir nach zwei Nächten und drei Wandertagen den Zielpunkt der Wanderung, hier wurden wir wie zuvor vereinbart von Mitarbeitern des Departements of Conservation (DOC) eingesammelt und zu unserem Auto am Besuchzentrum gebracht. Da sich jeder Wanderer registrieren muss, wissen die Mitarbeiter vom DOC ungefähr, wer sich wo aufhält und passen auf, dass kein Wanderer verloren geht.

Zurück am Auto verloren wir keine Zeit und schlängelten uns über staubige Schotterpisten zurück in die Zivilisation. Nach drei Nächten in den Bergen sahen wir am späten Abend das Meer und die Weinberge rund um Napier auftauchen.

Niko Verfasst von: