Adrenalin in Nong Khiaw

Der Bus Richtung Nong Khiaw fuhr mit uns um 19 Uhr in Luang Namtha ab. Unser erstes Zwischenziel war Pak Mong, da wir dort umsteigen mussten. Wir kamen zügig voran und erreichten diesen Ort schon gegen eins in der Nacht. Leider gab es zu dieser späten Stunde keine Verbindung nach Nong Khiaw mehr. Wir versuchten es kurz per Anhalter, aber es fuhren auch keine LKW´s in die Richtung, also übernachteten wir in Pak Mong in einem chinesischen Gestehaus, bevor es am nächsten Morgen weiterging.

Nong Khiaw ist eine kleine Stadt am Fluß Nam Ou, wegen der steil aufragenden Kalksteinklippen ist die Landschaft wirklich atemberaubend. Aufgrund dieser Gegebenheit hält sich bis mittags zäher Nebel im Tal und es ist frisch, bevor dann gegen 12 Uhr die Sonne durchkommt. Unsere Unterkunft lag in der zweiten Reihe am Fluß, aber da wir ein Zimmer am Rand hatten, konnten wir vom Balkon aus einen schönen Blick auf den Nam Ou und die dahinter liegenden hohen Berge genießen.

Am ersten Tag nahmen wir uns bis auf eine kleine Wanderung zu einem Aussichtspunkt am Abend zum Sonnenuntergang nichts vor. Vormittags buchten wir für den nächsten Tag den Nong Khiaw Jungle Fly – eine Abfolge von 10 Ziplines mit Elementen aus einem Hochseilgarten mehrere Kilometer durch den Dschungel.

Gegen 16 Uhr machten wir uns auf den Weg zu dem Hügel mit der der Aussichtsplattform für den Sonnenunergang. Es ging vom Start weg durch einen Wald sehr steil bergauf. Zum Glück waren an den schwierigsten Passagen Geländer aus Bambus und Seile angebracht. Wir schafften den Aufstieg mit Händen und Füßen in 45 Minuten. Oben angekommen war die Sicht auf die hinter den Bergen untergehende Sonne und das fast 400 Meter senkrecht unter uns am Nam Ou liegende Nong Khiaw unfassbar schön. Wir genossen eine zeitlang die Aussicht von einer Hütte aus, die auf einem Felsen in der Luft zu hängen schien, bevor wir uns mit unseren Stirnlampen auf dem Kopf an den Abstieg machten.

Am nächsten Morgen ging es um 9 Uhr los zu den Ziplines. Da wir beide so etwas noch nie gemacht hatten, waren wir entsprechend aufgeregt. Unsere Gruppe bestand aus einem weiteren Pärchen aus Deutschland und einem jungen Burschen aus Israel, der gerade sein dreijährige Pflichtzeit beim Militär hinter sich hatte. Begleitet wurden wir von einem Guide und seinem Helfer. Die beiden legten uns das Klettergeschirr an, an dem wir an den Stahlseilen hinuntersausen werden und gaben uns Helme. Der Transport zum Startpunkt mitten im Dschungel war schon recht spannend. Es ging mit einem einheimischen Traktor 40 Minuten über teils sehr abenteuerliche Pisten stetig bergauf. Am Ziel angekommen, bekamen wir von unserem Guide Dong die Sicherheitseinweisung, er erklärte, wo wir uns wie einhaken müssen und natürlich auch, wie gebremst wird und schon ging es an die erste Seilbahn.

Diese nur 20 Meter lange Leine war zum Üben und endete auf einer Plattform hoch oben in einem Baum. Ab hier gab es kein Zurück mehr – das wussten wir vorher aber nicht. Etwas ängstlich und mit dem Gedanken, ob denn wirklich alles hält, ging zuerst Niko und dann ich auf die Reise. Schon dieser kurze Flug war super (super geil).

An der ersten Baumplattform angekommen, mussten wir uns immer als erstes sofort mit den Karabinern in einem Drahtseil einhaken, damit keiner hinunterfallen kann. Die nächste Rutsche war mit 300 Meter schon eine der längeren und das Gefühl, mehrere hundert Meter mit hohem Tempo durch die Baumkronen und die exotische Natur zu rasen, ist wirklich unbeschreiblich. Jegliche Angst war auch ziemlich schnell verflogen

Wir düsten noch an drei weiteren Ziplines von Baumplattform zu Baumplattform, bevor wir ein kleines Stückchen zu einem Camp wanderten, wo wir unser von Dong mitgebrachtes Mittagessen zu uns nahmen. Es gab Reis mit Gemüse und Ei. Das Camp war zu Zeiten des Vietnamkriegs ein Lazarett und dient heute als Unterkunft da man die Tour auch als 2-Tages-Erlebnis buchen kann. Die Lage ist einzigartig an einem Hang mit sehr schönen Blick über den Wald und die dahinter liegenden steil aufragenden Berge, die sich zum Teil noch in Frühnebel hüllten. Auf dem Gelände wuchsen Pflanzen mit riesigen Blättern. Es wirkte wie in der Urzeit. Nikos Neffe Jon, der diese eigentümlichen Gewächse auf einem Foto gesehen hatte, nannte sie „Monstrilla Pflanzen“ und das trifft es ganz gut.

Nach der Pause und drei weiteren Ziplines ging es dann auf den Canopy Walk, welcher Elemente aus einem Hochseilgarten beinhaltet. Zunächst ging es eine wackelige Strickleiter an einem Baum hinunter (das fand Niko unangenehm), danach über eine Seilbrücke, die über eine tiefe Schlucht gespannt war – dort hatte ich ziemlich weiche Knie. Es gab kein weiteres gespanntes Drahseil von dieser Plattform und auch keine Leiter, wir stellten uns kurz die Frage, wie es weiter geht und dann wurden wir von dieser Plattform hoch oben im Baum abgeseilt. Unser Guide Dong ließ sich den Spaß nicht nehmen, jeden von uns eine Sekunde runter sausen zu lassen und dann vor dem Boden zu bremsen.

Wir durften noch ein Netz und eine etwas marode Hängebrücke überqueren. Beim ersten Schritt unseres Guides auf dieser Brücke zerbrach eine Holzlatte unter seinen Füßen… Danach gingen wir alle sehr vorsichtig über diese Brücke.

Es kamen noch vier weitere Ziplines, die längste war 400 Meter lang. Von der letzten, sehr hoch in einem Baum liegenden Plattform wurden wir wieder abgeseilt. Die verbleibenden Kilometer zurück zur Zivilisation durch einen mit Blutegeln verseuchten Dschungel und über abgeerntete Reisfelder legten wir zu Fuß zurück. Dieser Ausflug war Adrenalin pur und super, super geil! Wir ließen den Abend dann noch gemütlich mit Kathi und Sascha, die wir auf der Tour kennengelernt hatten, in einem Restaurant ausklingen.

Markus Verfasst von: