Beim Start in Mandalay lagen fast 190 Kilometer bis nach Bagan vor uns. Zunächst ging es über gut ausgebaute Straßen durch städtisches Gebiet, aber mit jedem Kilometer wurde es ländlicher und der Zustand der Straßen wurde schlechter, wir fuhren über holprige Abschnitte, teilweise gab es aber auch neue, sehr gut ausgebaute Teilstücke. In der ländlichen Region wurden Rinder, Schafe und Ziegen über die Straßen getrieben, wir fuhren vorbei an Bananenplantagen und sahen viele Papayabäume.
35 Kilometer vor dem Ziel verlor ich bei voller Fahrt leider meine linke Kontaktlinse und Niko ist weitergefahren, obwohl ich an der Reihe war, wir hatten keine Lust, meine Brille am Straßenrand aus dem Rucksack zu kramen. Dummerweise hatten wir vergessen, Ersatzlinsen mit auf den Ausflug zu nehmen und musste nun mit der Brille vorlieb nehmen– den Großteil unseres Gepäcks hatten wir ja in Mandalay zurück gelassen. Gegen 16 Uhr erreichten wir Nyaung U und ab hier sahen wir rechts und links an der Straße die ersten Pagoden.
Bagan ist eine alte Königsstadt aus dem Mittelalter und hatte ihre Blütezeit zwischen 1000 und 1287. In dieser Zeit wurden auf einer Fläche von 36 Quadratkilometern schätzungsweise ca. 9.000 Pagoden gebaut, von denen heute noch ungefähr 3.500 stehen. Die Region muss sehr reich gewesen sein, um sich diesen Prunk zu erlauben. 1287 wurde die goldene Zeit durch den Einfall der Mongolen jäh beendet, und die Stadt und die meisten Pagoden begannen zu verfallen. Übrig geblieben ist eine der größten und wichtigsten archäologischen Stätten in Südostasien.
Bevor wir in unser Hotel eincheckten, machten wir auf dem Weg noch an einer Stelle Halt, an dem der Sonnenuntergang über den Pagoden besonders schön sein soll. Wir besorgten uns Myanmar Bier und ergatterten auf dem Aussichtspunkt einen guten Platz in der ersten Reihe. Uns gefiel dieser mystisch wirkende Ort sofort.
Am nächsten Morgen klingelte unser Wecker schon sehr früh um 4:45 Uhr für ein Highlight unserer bisherigen Reise. Niko hat mir zum Geburtstag eine Ballonfahrt zum Sonnenaufgang über Bagan geschenkt und heute war der große Tag. Wir wurden abgeholt und zum Startplatz gebracht. Da wir beide noch niemals Ballon gefahren sind, waren wir ziemlich aufgeregt. Am Startpunkt angekommen herrschte schon Trubel – an diesem Morgen stiegen insgesamt 16 Ballons mit ca. jeweils 10 Personen in den Himmel. Zunächst gab es ein kleines Frühstück mit Café, Tee und Gebäck. Danach wurden wir von unserem Ballonpiloten Nick eingewiesen.
Die Ballons wurden zunächst mit Hilfe von Ventilatoren mit kalter Luft befüllt, bevor mit der Flamme ordentlich eingeheizt wurde und sie ihre Form annahmen. Erst dann durften wir in unseren Korb einsteigen und mussten zunächst in der Sicherheitsposition sitzen. Nick zündete den Brenner mehrmals und wir hoben ganz ganz ruhig ab – was für ein Gefühl. Da alles so ruhig von Statten ging, war die anfängliche Aufregung schnell vorbei und wir konnten die Aussicht genießen.
Es war wirklich ein unbeschreibliches Gefühl, so früh morgens lautlos über diese einzigartige Landschaft zu gleiten. Vor uns sahen wir bis zum Horizont hunderte von Pagoden zwischen den Bäumen – einfach phantastisch. Wir schwebten in Mitten der anderen Ballons, leider verflog die Zeit viel zu schnell und nach ca. einer Stunde landete Nick unseren Ballon mit etwas Ruckeln und einigen Helfern, die den Korb am Boden hielten. Zum Abschluss der Ballonfahrt gab es den traditionellen Champagner zu dem Nick einen Trost aussprach und dazu wurde etwas Obst und Bananenbrot gereicht. Wir genossen das prickelnde Getränk und waren vollkommen begeistert von diesem Erlebnis. Gerne ließen wir unsere Gläser nachfüllen…
Zurück im Hotel frühstückten wir ausgiebig, den restlichen Tag nutzten wir, um Bagan mit unserem Roller zu erkunden – dieser Ort ist wirklich wunderschön. Im Vorfeld haben wir gehört, es seien überall viel zu viele Touristen, aber da das gesamte Gebiet so groß ist, verteilt sich alles sehr gut und an den meisten Plätzen war überhaupt nicht viel los und wir pilgerten von Tempel zu Tempel.
Am nächsten Morgen wollten wir uns die fliegenden Heißluftballons noch einmal von unten ansehen. Wir hatten während der Ballonfahrt von oben einen Tempel entdeckt, auf dem einige Personen den Sonnenaufgang vom Boden aus beobachteten und auch Nick unser Pilot hat diesen Ort empfohlen. Unser Wecker klingelte erneut vor der aufgehenden Sonne. Wir fuhren zu diesem Tempel und kletterten etwas waghalsig hinauf. Es waren schon einige Schaulustige anwesend, aber wir erwischten noch gute Plätze. Wir wussten ja aus welcher Richtung die Ballons zu erwarten waren.
Am Vortag bei unserem Flug war es leicht bewölkt, an diesem Morgen war der Himmel klar und blau und die Sicht war unglaublich. Kurz nach 6 sahen wir weit entfernt über den Pagoden die ersten Ballons aufsteigen – an diesem Tag sind 19 Ballons abgehoben. Am Anfang waren sie am Horizont winzig klein, aber von Minute zu Minute kamen sie gemächlich näher, bis sie schließlich direkt über unserem Tempel vorbeiflogen und wir den Passagieren zuwinken konnten. All das wurde von der aufgehenden Sonne und einem phänomenalen Licht untermalt. Was für ein unbeschreiblicher Moment! Nachdem alle Ballons vorbeigezogen waren, fuhren wir zurück ins Hotel, frühstückten und dann ging es auf die Straße Richtung Monywa.