Unser Abenteuer begann kurz nach Sonnenaufgang mit einer 10 stündigen Busfahrt, Abfahrt in Kathmandu mit dem Ziel Soti Khola dem Startpunkt des Manaslu Circuit. In Nepal wurde in dieser Woche das Dashain Festival eingeläutet – und ähnlich wie bei uns zu Weihnachten sind viele Nepalis voll beladen mit Geschenken auf dem Weg zu ihren Familen, besonders aus der Großstadt aufs Land. Unser Bus war somit auch mehr als voll beladen, alle Plätze und der Gang waren belegt. Irgendwann hat der Busfahrer beim Einsteigen angefangen zu sortieren und alle jungen Burschen mussten aufs Dach, zusammen mit Koffern, Säcken und Kisten voller Geschenke (beliebt der Flachbildfernseher). Wir hatten zum Glück zwei Sitzplätze reserviert. Es war zwar sehr eng, besonders für Markus, aber wir haben gesessen. Einige Reisende, die wir aus dem Bus beobachteten, hatten den Festbraten schon dabei und so wurden auch lebende Ziegen kurzerhand auf die Busdächer geladen. Nicht nur die Busse waren voll, auch auf den den Straßen war es eng, daher ging es meist nur im Stop and Go vorwärts.
Wir sind nach einer langen, aber spannenden Fahrt raus aus Kathmandu durch viele kleine Städtchen und Dörfer und über sehr sehr schlechte Straßen am späten Nachmittag in Arughat angekommen. Hier sind wir von unserem klapprigen Bus in einen offroad Bus umgestiegen, der uns die letzten Kilometer über einen Weg voller Gesteinsbrocken nach Soti Khola gebracht hat. Bei unserer finalen Ankunft war es mittlerweile 19 Uhr und alle Unterkünfte, die wir ansteuerten, waren ausgebucht. Unser Guide Hem war jedoch eher von der entspannten Sorte und mit seinem Lieblingsspruch im Kopf „Take it easy“ sind wir nach den vielen Stunden im Bus mit Stirnlampen ca. 45 min durch die Dunkelheit gestapft, um eine Unterkunft zu finden, die noch freie Zimmer zur Verfügung hatte. Zum Glück haben wir auch eine gefunden, daran hatte Hem keine Sekunde gezweifelt. „Take it easy“.
Die nächsten drei Tage sind wir mit vielen anderen wanderlustigen Touristen die ersten Etappen des Manaslu Circuit gegangen. Gestartet sind wir in Soti Khola bei 870 Höhenmetern (hm). Am zweiten Wandertag konnten wir am Wegesrand ein Schlachtfest beobachten, die ganze Famile hat ein Rind zerlegt – auch hier liefen die Vorbereitungen für das Festival. Nach dem dritten Tag ging es links weiter zum Manaslu und nach rechts ins verborgene Tal – das Tsum Valley. Mit unserem Schwenk nach rechts verliefen sich auch die Touristenströme, da die meisten Urlauber nicht die Zeit haben, noch einen Abstecher ins Tsum Valley zu machen.
Das Tsum Valley ist erst seit 2008 für Touristen zugänglich und auch aktuell darf man in diese noch neue Region nur in Begleitung eines nepalesischen Guides einwandern. Es liegt östlich des Manaslu Circuit und ist in Nepal bekannt als eine Gegend für buddhistische Pilgerfahrten. Es heißt das verborgene Tal, weil es von der nepalesischen Seite aus bis vor ca. 50 Jahren nicht zugänglich und somit auch kaum bekannt war. Die Bewohner sind größtenteils tibetischen Ursprungs, da das Tal an Tibet grenzt und die Besiedelung über Tibet stattgefunden hat, sie sprechen einen einzigartigen Dialekt (nicht das wir etwas gemerkt hätten), der auch für die Nepalesen schwer zu verstehen ist. Wegen seiner Abgeschiedenheit und Unzugänglichkeit wurde diese heilige Tal und seine Bewohner seit Jahrhunderten bei der Entwicklung umgangen.
Es gibt auch heute in den kleinen Dörfern selten Strom, keine Steckdosen und die Feldarbeit wird wie im Mittelalter mit harter körperlicher Handarbeit und zum Teil mit Hilfe von Ochsen verrichtet. Das Land des Tsum Valleys ist sehr fruchtbar. Wir haben viele Weizen-, Reis- und Hirsefelder gesehen. Es werden Kohl, Karotten, Radieschen, Kräuter, Salat, Kürbis und Rettich angebaut. Zudem gibt es einige Hanfplantagen – diese sind offiziell jedoch nicht vorhanden. Die Jagd und die Fischerei sind im Tal nicht erlaubt, es leben dort ausschließlich Vegetarier. Der Handel mit China hat die Bewohner des Tsum Valleys relativ wohlhabend gemacht. Da der Tourismus zunimmt und Geld in die Region bringt, werden einige neue Übernachtungsmöglichkeiten für Touristen gebaut, diese sind nahezu komplett mit Ware aus China eingerichtet, von der Matratze bis zum Teepott. Die benötigten Güter werden ausschließlich mit Eseln aus dem nepalesischem Tiefland oder mit Yaks über die tibetanischen Höhen in die Dörfer gebracht.
Unser erstes Übernachtungsziel im Tsum Valley war Chumling ein malerisches kleines Dorf auf 2386 hm. Wir sind in Chumling in einer super tollen, neuen Lodge gelandet (siehe Video), diese Unterkunft wurde von einer netten Familie mit zwei kleinen Kindern geführt.
Neben den Schlafräumen, in denen man für etwa 5 Euro in einem Zweibettzimmer übernachten kann, ist in jeder Lodge auch ein kleines Restaurant vorhanden. Das Essensangebot ist überall identisch, es gibt Reis, Kartoffeln und Nudeln mit Ei oder Gemüse oder Ei und Gemüse. Zum Frühstück gibt es Müsli, Pfannkuchen, Porridge, Brotfladen (Chapati) oder in Fett gebackenes Tibetanisches Brot mit Marmelade, Erdnussbutter und Honig. Außerdem gibt es verschiedene Suppen mit Nudeln, Knoblauch, Kürbis oder Kartoffeln. In jeder Lodge kann man auch kleine Snacks wie Kekse und Schokoriegel odet Bier kaufen, da diese Konsumgüter jedoch ausschließlich für die Touristen hoch geschleppt werden sind sie teuer – wir haben versucht, möglichst viele lokale Produkte zu verzehren. Immer gibt es Dal Bhat – das Nationalgericht der Nepalesen. Dal Bhat ist ein eine Tellerplatte gefüllt mit Reis, Linsensuppe, Kartoffelcurry, einer Gemüsebeilage, einem würzigen Dip und einem knusprig gebackenen dünnen Papadam – ein Brotfladen aus Reismehl. Wer Dal Bhat bestellt hat immer die Möglichkeit, kostenfreien Nachschlag zu bekommen. Markus hat fast jeden Abend Dal Bhat gegessen und große Mengen vertilgt, wandern macht einfach sehr hungrig! Je höher man kommt, desto geringer wird das Angebot an frischen Zutaten, so nimmt dann auch der Gemüseanteil bei den Gerichten ab.
Die nächsten Tage haben wir uns immer weiter ins Tal vorgearbeitet. Während unserer Wanderung haben wir einen kurzen Einblick in das Leben der Menschen bekommen, geprägt von harter Arbeit auf den Feldern. Immer wieder passierten wir kleine Dörfer mit Gebetsmauern und einmal tolles neues Kloster, was erst vor wenigen Tagen die Türen geöffnet hat und sehr prunkvoll ausgestattet ist. Das Kloster haben wir zusammen mit Jessica und John einem Geschwisterpaar aus den USA besichtigt. Vieles was sich im Kloster befindet wurde mit dem Hubschrauber eingeflogen, im Vergleich zur Einfachheit der Dörfer war alles sehr glänzend und gold.
Am Ende des Tals haben wir schließlich unser Zwischenziel Mu Gompa erreicht – einen der heiligsten Orte in dieser Gegend, an dem ein altes Tibetanisches Kloster zu finden ist, sonst nix. Mu Gompa liegt auf 3700 hm und es weht ununterbrochen ein starker eiskalter Wind. Es begrüßte uns bei unserer Ankunft ein Mönch in einer ärmellosen Kutte, wir trugen alles, was wir dabei hatten. Hier oben gab es keinerlei Bäume und somit kein Brennholz mehr, die getrockneten Yak-Fladen wurden hier gesammelt und für den Ofen verwendet.
Nach einer Teepause sind wir am frühen Nachmittag auf eine Anhöhe hinter dem Kloster gewandert, von 4000 hm konnten wir einen tollen Blick genießen. Unser erster 4000 er!!! Leider war es so windig und kalt, dass wir uns schon nach kurzem wieder an den Abstieg gemacht haben. Um 15:30 waren wir zurück am Kloster, überall war es dort eiskalt und windig. Es gab keinen warmen Ort. Die meisten Mönche haben Mu Gompa jetzt zu Beginn des Winters bereits verlassen. Wir hatten einen kleinen Raum mit zwei Holzpritschen bezogen und haben uns nach der Wanderung zunächst einen großen Schluck aus unserer Schnapsflasche gegönnt (der 4000 er musste ja gefeiert werden), um uns dann für zwei Stunden in unseren Schlafsäcke zu verkriechen.
Zum Abendessen sind wir nochmals aufgestanden und haben versucht, uns etwas an der mini Feuerholzkochstelle in der „Küche“ zu wärmen. Neben uns war noch eine Reisegruppe aus Australien und Frank aus Karlsruhe im Kloster, um es warm zu bekommen, waren wir jedoch zu wenig Personen in einem zu großen kalten, zügigen Raum. Zum Abendessen gab es Dal Bhat, die warmen Linsen haben etwas eingeheizt, nach dem Essen sind wir direkt in unsere Schlafsäcke zurück gekrochen, haben noch eine Weile gelesen und versucht, die erzeugte Wärme zu halten. Zum Glück war es in unseren Schlafsäcken mit extra Decken oben drauf kuschelig warm genug und wir haben die Nacht verbracht ohne zu frieren.
Am nächsten Morgen sind wir ausgeschlafen aufgestanden, unsere Kleidung, die wir nicht am Körper hatten, haben wir unter die Schlafsäcke gelegt, damit nichts zu kalt wird. Mit dem Sonnenaufgang wurde es etwas wärmer. In den Morgenstunden ist es noch windstill – diese Zeit haben wir sehr genossen. Nach einem warmen Porridge zum Frühstück haben wir uns an den Abstieg gemacht.
Die nächsten Tage sind wir den selben Weg, den wir gekommen sind, zurück gewandert. Es war jedoch keine Sekunde langweilig, es gibt so viel zu sehen und aus der anderen Perspektive sieht alles wieder ganz neu aus. Bis zu der Weggabelung an der es zurück ging auf den Manaslu Circuit.
Wow! Toll!
Hey ihr zwei! Wunderschöne und inspirierende Bilder. Da bekommt man Lust auf mehr!!! Max liebt das Affen Bild. Ich kann kaum was anderes schauen! Fühlt euch gedrückt. Gitte, Max und Steve
Danke – beim Manaslu Bericht versteckt sich auch ein Affe – vielleicht findet Max ihn. Fühlt euch gedrückt und dem kleinen noch alles Gute zum 2. Geburtstag!
Ihr macht alles richtig. Wer erlebt schon sooooo viel wunderbares? Super. Wir gehen gleich ins Bartolucci und trinken ein Glas Wein mit euch. LG Brigitta und Rainer
Danke ??